Insekten

Hilfe - Invasion der Wanzen

Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt `ne kleine Wanzen…

Lygaeus equestris - RitterwanzeDieses alte Kinderlied (älteste Überlieferung aus dem Jahre 1890) bewahrheitet sich derzeit. Fast überall sitzen sie zurzeit. An Hauswänden, in Mauerritzen, auf Fensterscheiben, Terrassen, Balkonen, in Rollladenkästen oder unter Topfuntersetzern.
Aber warum rücken diese Insekten (keine Käfer, wie viele Menschen glauben) uns momentan so auf die Pelle?

Der Grund ist das mit warmen Temperaturen beginnende Frühjahr und der lange, heiße Sommer. Für Wanzen optimale Bedingungen, um sich zu vermehren. Ein Wanzenweibchen kann bis zu 450 Eier produzieren. Die neue Wanzengeneration überwintert normalerweise erst einmal und pflanzt sich dann im darauf folgenden Jahr fort. Doch dieses Jahr brachten die Wanzen aufgrund der langanhaltenden Temperaturen sogar zwei Generationen hervor. Die nun, bei kühlerem Wetter, unsere Nähe suchen, nämlich ein warmes Winterversteck. Nachmittags oder abends, wenn es frischer wird, verirren sie sich dann schon mal durch das gekippte Fenster oder die geöffnete Tür in Wohnungen und Häuser.

‚Artgerechte‘ Orte zum Überwintern der Wanzen sind trockene, dunkle Verstecke, z.B. Risse und Spalten in Mauerwerk, efeubewachsene Wände oder auch unter loser Baumrinde.

In Deutschland gibt es ca. 1.000 Wanzenarten, weltweit mehr als 40.000. Diejenigen Arten, die jetzt in der Übergangszeit unseren ‚Kontakt suchen‘, sind vor allem die Grüne Stinkwanze (Palomena prasina) und die Graue Gartenwanze (Raphigaster nebulosa), beides heimische Arten. Desweiteren die Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis), die aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt wurde und die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), die aus Ostasien über Nordamerika nach Deutschland ‚importiert‘ wurde. Letztere ist ein Obstschädling, die anderen Wanzenarten sind ausschließlich harmlose Pflanzensaftsauger. Die Amerikanische Kiefernwanze ernährt sich z. B. von Blüten und Samen der Nadelbäume.

Wanzen rufen häufig Ekelgefühle beim Menschen hervor. Vermutlich, weil der Anblick dieser Krabbeltiere mit lästigen, blutsaugenden Bettwanzen assoziiert wird?

Wer mit den ungebetenen Eindringlingen den Winter nicht zusammen verbringen möchte, kann sie auf einfachem Wege wieder nach draußen befördern: Auf ein Stück Papier krabbeln lassen und in einem sauberen Marmeladen- oder Honigglas transportieren. Oder auch vorsichtig mit einem weichen Handfeger auffegen und wieder nach draußen setzen.

Emotionale Maßnahmen wie Zerquetschen oder Aufsaugen mit dem Staubsauger (wobei die Wanzen meist zerreißen) werden letztlich bestraft: Wanzen besitzen Duftdrüsen am Bauch – die Jungtiere auf dem Rücken. Bei Gefahr – oder eben beim Zerquetschtwerden – sondern sie eine unangenehm riechende Flüssigkeit ab. Die Graue Gartenwanze allerdings soll angenehm nach Marzipan riechen und die Marmorierte Baumwanze nach einem Nadelbaum-Apfelgemisch…

Wanzen werden sogar gekürt!
Die harmlose pflanzensaugende Ritterwanze wurde 2007 zum ‚Insekt des Jahres‘ auserwählt – als Nachfolgerin des Siebenpunkt-Marienkäfers!

13.12.2018

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