Glyphosat und Bienensterben

Zwei Themen oder doch nur eines?

Großflächige Behandlung der AckerfruchtGlyphosat hat massive Auswirkungen auf Mikroorganismen und damit auch auf die Darmflora von Tieren. Diese Erkenntnis ist nicht neu und wurde z. B. von Frau Prof. Dr. Krüger an der Uni Leipzig schon vor einigen Jahren nachgewiesen.

In der Diskussion um die Zulassung oder ein Verbot von Glyphosat ist immer nur die Rede von dem Verdacht, dass das Herbizid krebsauslösend sein könnte. Könnte, wohlbemerkt, denn festlegen will man sich nicht und das Ergebnis der Untersuchung variiert je nachdem, von wem sie in Auftrag gegeben wurden.


Exkurs: Einen Rückschlag mussten Monsanto, Beyer und die Befürworter von Glyphosat nun trotzdem einstecken: ein kalifornisches Gericht verurteilte Monsanto zur Zahlung von 289 Millionen Dollar an einen ehemaligen Schulplatzwart, der die Sportanlagen jahrelang mit Glyphosat behandelt hat und der jetzt auf seinen baldigen Krebstod wartet. Das Gericht sah es als erwiesen, dass der Krebs die direkte Folge des Hantierens mit Glyphosat ohne Schutzkleidung war. Ein erster Schritt, aber noch ist fraglich, wie sich dieses Urteil auf die Diskussion in Europa und anderswo auswirkt. Einen ausführlichen Artikel zum Urteil findet man in der internationalen Ausgabe von The Guardian:

Zum Artikel im Guardian


Biene beim Sammeln von Pollen und Nektar auf einer RapsblüteZurück zu den Bienen und dieser wichtigen neuen Studie. In ihr fließen zwei Umweltthemen zusammen, die beide in letzter Zeit immer wieder und trotzdem nicht genug in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden: Glyphosat und das Bienensterben.

Die Studie belegt, dass die meisten der Bakterien, die den Darm von Bienen besiedeln, auf Glyphosat sensibel reagieren und bei Kontakt mit dem Herbizid absterben. Die Biene ist nun aber auf diese Darmbakterien angewiesen. Weniger sensibel auf das Glyphosat reagierende Bakterienarten, wie zum Beispiel Staphylococcus aureus, können die freien Plätze im Darm besiedeln und die Tiere schwächen, wenn nicht sogar krank machen oder töten.

Die besondere Brisanz im Fall der Honigbienen: Arbeiterinnen füttern sich gegenseitig und auch ihren Nachwuchs. Dabei verbreiten sie nicht nur das Glyphosat im Stock, sie geben auch die resistenten Bakterien gleich mit weiter. Junge Bienen schlüpfen ohne jegliche Darmbesiedelung. Bekommen sie vom ersten Moment an nur falsche Bakterien, sind sie in ihrer Entwicklung gehemmt und viel anfälliger für Krankheitskeime aller Art. Sind die Bienen schon früh in der Stockbildung dem Glyphosat ausgesetzt, kann die gesamte Population betroffen und besonders krankheitsanfällig sein. Das klingt doch sehr nach einer plausiblen Erklärung für das bisher unerklärliche weltweite Bienensterben. Und das ist keine These mehr, sondern das Ergebnis der Untersuchungen.

Nebenbei bemerkt, das sich angeblich vollständig zersetzende Glyphosat wurde auch in den Bienenstöcken und im Honig gefunden. Verstehen Sie noch, warum die Politik sich so schwer tut mit dem Verbot dieses Giftes? Man möchte fast nicht darüber nachdenken. Aber wir müssen es tun, wenn wir etwas daran ändern wollen. Und es ist höchste Zeit. Bienen und Hummeln gelten als Hauptbestäuber von Blütenpflanzen, die uns wiederum Obst und Gemüse liefern.

Das gesamte Studienergebnis in englischer Sprache finden Sie hier:
Glyphosate perturbs the gut microbiota of honey bees

Anja Braatz, THP, Berlin

28.09.2018

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