Antibiotika aus dem Pflanzenreich
Natürliche antibiotische Stoffe wirken bakterizid, fungizid und antiviral. Sie haben also den Vorteil, nicht nur Bakterien anzugreifen und abzutöten oder in ihrer Entwicklung zu hemmen, sie wirken auch gegen Viren und Pilze. Da sie selektiv wirken und die erwünschte Darmflora nicht angreifen, bieten sie den chemischen Mitteln mit einzelnen Wirksubstanzen gegenüber unglaubliche Vorteile. Einer der wichtigsten ist, dass Bakterien und andere Keime gegen die pflanzlichen Vielstoffgemische keinerlei Resistenzen ausbilden können.
Welche Pflanzeninhaltsstoffe wirken antibiotisch?
Gerbstoffe
Ihre Haupteigenschaft ist ihre Fähigkeit, unstrukturierte Eiweiße auszufällen.
Dadurch festigen sie die Darmschleimhaut und verhindern die Resorption von Giftstoffen, sie greifen aber auch direkt die Schleimhüllen der Bakterien an, machen sie dadurch unbeweglich und entziehen ihnen die Nahrungsgrundlage.
Gerbstoffe sind in vielen Blättern, Rinden, Wurzeln und Früchten enthalten, denn die Pflanzen wehren damit in der Natur die Angriffe von Keimen ab.
Gerbstoffreiche Pflanzen oder Pflanzenteile sind Eichenrinde, Walnussblätter, Brombeerblätter, Weintrauben (Tannine), Schwarztee, Gänsefingerkraut, Andorn.
Die Gerbstoffe und OPCs der Weintrauben werden aus den Kernen gewonnen, nicht aus der Beere oder Schale. Weintrauben können wegen der Wachschicht auf der Beerenhaut, die auch viele Giftstoffe speichern kann, für Hunde toxisch wirken.
Bitterstoffe oder Amara
Sie schmecken einfach nur bitter, sie bilden keine chemisch definierte Gruppe. Bitterstoffe regen Leber, Galle und Darm an. Durch den verstärkten Gallenfluss wird ein für Bakterien ungünstiges Milieu im Darm geschaffen, viele Keime werden von den Gallensäuren abgetötet.
Enzian, Tausendgüldenkraut, Beifuss Artischocke, Hopfen Schafgarbe.
Ätherische Öle
Sie wirken sehr stark desinfizierend. Wegen ihrer geringen Molekülgröße können ätherische Öle die Zellwände der Bakterien durchdringen, den Zellkern abtöten oder die Zellwände auflösen. Auch die ätherischen Öle wirken gegen Viren und Pilze. Da sie Pflanzenwirkstoffe höchstkonzentrierter Form darstellen, werden sie meist nur stark verdünnt angewandt.
Scharfstoffe
Beim Kontakt mit der Haut oder den Schleimhäuten reizen scharfe Stoffe bestimmte Rezeptoren, indem sie rezeptoreigene Botenstoffe in ihrer Wirkung imitieren. Dadurch können die Durchblutung gesteigert, die Körpertemperatur erhöht, aber auch verschiedene Entzündungshemmer aktiviert und andere Abwehrmechanismen ausgelöst werden.
Scharfstoffe finden wir in Kapuzinerkresse, Ingwer, Knoblauch, Chilli, Paprika und Pfeffer, in Senf und seinen Verwandten Meerrettich, Kresse oder Rucola. Sie alle wirken antibiotisch, antiparasitär und verdauungsfördernd. Die Scharfstoffe entfalten ihre Wirkung lokal auf der Haut, bei innerer Anwendungen wirken sie vor allem im Darm und in den Nieren.
Manfred Heßel, Diplom Ökologe
01.09.2017