Senta - das Fass auf vier Pfoten
Über die Fragwürdigkeit von Reduktionsdiäten und Diabetiker-Futtermitteln
Senta ist eine Mischlingshündin und sechs Jahre alt, als ich sie in der Praxis erstmals zu Gesicht bekomme. Senta ist ein schaurig-schönes Beispiel für das, was wir als adipös, sprich fettsüchtig beschreiben. Sie wiegt bei einer Größe eines Cocker-Spaniels nahezu 28 Kilogramm! Mit ihren relativ kurzen Beinen und einem spitzen kleinen Kopf ähnelt sie mehr einem Fass als einem Hund. Sie watschelt wie eine Ente und jeder Schritt bereitet ihr Beschwerden. Senta frisst – wie ein wandelnder Staubsauger – alles, was sie nur erwischen kann. Zusätzlich zu ihrem „normalen“ Trockenfutter bekommt Senta noch sogenannte Hundesnacks, also Kalorienbomben mit viel Zucker als Geschmacksträger. In einer großen Familie, und das ist Familie D., schaut halt jeder auf den Hund und achtet darauf, dass er nur ja nicht verhungert.
Auch bewegt Senta sich zu wenig. Aufgewachsen in einer Großstadtwohnung ohne Garten, ist das Gassigehen nur an der Leine möglich – sie hat also keinen freien Auslauf, was auch dazu beiträgt, dass sie übergewichtig ist. Familie D. kommt mit Senta zu mir, weil sie sich weigerte, zusätzlich zum teuren Diätfutter noch Diätpillen zu schlucken, die ihr der Tierarzt verpasst hatte. „Slentrol“ heißt diese Abspeckpille, die einerseits das natürliche Sättigungsgefühl verstärken und andererseits die Absorption des im Futter enthaltenen Fettes senken sollte. Schon seit ihrem ersten Lebensjahr bekommt Senta vom Tierarzt regelmäßig läufigkeitsunterdrückende Medikamente, mit fünf Jahren wird sie zuckerkrank und wird seither täglich mit Insulin versorgt.
Familie D. schämt sich bereits richtiggehend, mit Senta auf die Straße zu gehen. Immer wieder werden sie aufgrund der Leibesfülle des Tieres abfällig von Passanten angesprochen. Da längere Spaziergänge sowieso nicht mehr möglich sind, beschränkt sich der Auslauf für Senta auf ein paar „Ausgehminuten“ in der abendlichen Dunkelheit sowie in aller Herrgottsfrühe. Den restlichen Tag verbringt Senta schnarchend auf der Couch oder in ihrem Körbchen. Für einen doch noch nicht so alten Hund mit sechs Jahren ist dies ein nicht gerade erstrebenswertes Leben.
Diätfutter
Senta leidet unter sekundärem Diabetes. Sekundärer Diabetes wird deshalb als sekundär (zweitrangig) bezeichnet, weil er nur ein Symptom einer anderen Grunderkrankung darstellt. Die Hauptursache dafür ist bei Senta sicherlich das Übergewicht, aber auch die regelmäßigen Antiläufigkeitsspritzen, die Progesteron enthalten, können diesen Diabetes auslösen. Familie D. kommt mit Sentas Diabetes zwar ganz gut zurecht und hat auch keine Probleme damit, sie täglich zu spritzen. Aber alle Familienmitglieder sind sich darin einig, dass dieser Zustand kein schönes Hundeleben mehr ist, sondern vielmehr ein Dahinvegetieren.
Natürlich hat man versucht, sie abspecken zu lassen, auch unter tierärztlicher Kontrolle mit teurem Diätfutter. Der Erfolg ist aber stets sehr bescheiden gewesen, denn Senta entwickelt beim Diätfutter noch größeren Appetit als bei ihrem „normalen“ Industriefutter. Kein Wunder – wenn man das Diätfuttermittel eines großen Herstellers kritisch betrachtet, fällt sofort auf, dass „Lignozellulose“ an erster Stelle der Inhaltsstoffe angeführt wird.
„Die Lignozellulose (lateinisch: LIGNUM - das Holz/der Baum)bildet die Zellwand verholzter Pflanzen und dient ihnen als Strukturgerüst, in das beim Vorgang der Verholzung (Lignifizierung) nachträglich das Lignin eingelagert wird.“ (Quelle: Wikipedia)
Lignozellulose ist also nichts anderes als ein Rohfaserkonzentrat aus Holz. Dank dem enormen Quellvermögen seiner Fasern verändert sich das Volumen des Futters und führt so zu einer schnelleren mechanischen Sättigung. Natürlich ist ein gewisser Rohfasergehalt im Futter wichtig, steht er aber an erster Stelle, wird es bedenklich. Logisch: Von Holz wird man nicht satt und der Hund entwickelt logischerweise Heißhungerattacken.
An zweiter Stelle wird Geflügelmehl angeführt. Geflügelmehle unterscheiden sich von den wirkliches Fleisch enthaltenden Geflügelfleischmehlen insofern, als sie vom Geflügel faktisch alles, was abfällt, enthalten können. Geflügelmehle können zum Beispiel ausschließlich aus Federn bestehen und besitzen so nur sehr minderwertiges Eiweiß. Doch gerade ein übergewichtiger Hund benötigt hochwertige Eiweißquellen, um nicht durch deren Mangel weitere Krankheiten zu entwickeln. Durch die Verfütterung dieser gefährlichen „Light“-Produkte provozieren wir Folgeerkrankungen wie beispielsweise Leber- und Nierenerkrankungen.
Und was ist sonst noch im industriellen Abspeckfutter enthalten? An nächster Stelle wird Weizenkleberfutter angeführt. Weizenkleberfutter ist ein Nebenerzeugnis der Weizenstärke und Klebergewinnung. Weizenkleber (auch als Gluten bekannt) macht ca. 80% des Gesamteiweißes im Weizen aus. Weizenkleie wiederum besteht aus den Randschichten des Getreidekorns und wird im Rahmen der menschlichen Vollwerternährung (Müsli, Knäckebrot) als Ballaststofflieferant verwendet.
„Weizenkleberfutter wird überall in der Schweinehaltung verwendet. Das Produkt bildet eine perfekte Ergänzung für die Nahrungsrationen von Fleisch-und Zuchtschweinen und Ferkeln. Auf diese Weise füttern Sie eine Ration mit einer hohen Energiekonzentration. Das Produkt ist schmackhaft und senkt die Futterkosten.“ (Quelle: Informationsblatt www.raiffeisen.com)
Weizenkleberfutter ist also ein pflanzlicher Eiweißlieferant. Pflanzliche Eiweiße sind vom Hund und natürlich noch mehr von der Katze nur in geringem Maße verstoffwechselbar. Hund und Katze werden mit solchen Futtermitteln folglich zu Pflanzenfressern umgepolt. So sind hier Folgeerkrankungen geradezu perfekt vorprogrammiert. Das im ersten Moment so schön klingende „Tapioka“, das an nächster Stelle der Inhaltsangaben angeführt wird, ist nichts weiter als eine geschmacksneutrale Stärke (aus der Maniokwurzel hergestellt), die nicht nur als Kohlenhydratlieferant dient, sondern auch durch seine Verkleisterung bei der Herstellung verhindert, dass die Pellets nach dem Auskühlen wieder in ihre Bestandteile zerfallen.
Also ist auch hier kein tierisches Eiweiß in Sicht. Tierisches Protein (Eiweiß) wird stattdessen ganz hinten in der Deklaration angeführt, ohne Hinweise darauf, um welches Protein es sich handelt. Da in einer Deklaration die mengenmäßig am stärksten vertretenen Inhaltsstoffe in absteigender Reihenfolge angeführt werden müssen, kann man sich vorstellen, wie viel hochwertiges tierisches Eiweiß dieses Futter überhaupt enthält! Die „Light“-Futtersorten bestehen also hauptsächlich aus minderwertigem „Füllmaterial“.
Heißhunger
Senta wird trotz Diätfutter immer dicker. Ihre Heißhungerattacken versucht sie durch Raubzüge zu stillen: Kein Mülleimer, kein Misthaufen ist vor ihr sicher, auch klaut sie vom Tisch, was sie nur erwischen kann. Dabei entwickelt sie ungeahnte Geschicklichkeit. Bei Familie D. kommt es nicht selten vor, dass der sonntägliche Braten oder der Kuchen einfach verschwinden, auch wenn er oben auf der Anrichte steht.
Auch bei den immer seltener werdenden Spaziergängen fischt sie alles nur irgendwie Fressbare auf. Der behandelnde Tierarzt lässt die Futtermenge immer weiter reduzieren, was aber nicht viel bringt. Senta nimmt zwar zeitweise ein paar hundert Gramm ab, das hält aber niemals lange an. Denn bedingt durch den Mangel an Nährstoffen entstehen diese Heißhungerattacken. Wenn nur wenig gehaltvolle „Bauchfüller“ zur Verfügung stehen, bleibt das Hungergefühl unabhängig von der gefütterten Menge bestehen und verstärkt sich, je länger dem Organismus die benötigten Substanzen vorenthalten werden. Aus diesem Grunde haben viele Hunde, die auf Light-Futter gesetzt werden, ständig Hungergefühle.
Zusätzlich belastet der hohe Rohaschegehalt dieses schwerverdaulichen Futters die Stoffwechselorgane und kann auf Dauer zu hartnäckigen Funktionsstörungen führen. Die schwerverdaulichen Futterbestandteile stellen darüber hinaus eine Belastung der gesamten Verdauung dar. Es kommt zu Erscheinungen wie Erbrechen, Durchfällen, Verstopfungen etc., aber auch zu einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems. Das ist auch der Grund, warum viele Hunde nach einer „Light“-Futterdiät eine handfeste Allergie mit ausgeprägter Haut- und/oder Darmsymptomatik entwickeln.
Hormonelle Entgleisung
So ist es auch im Fall von Senta. Ihr Fell wird immer stumpfer und sie kratzt sich ständig. In Abständen von einem Monat erhält sie gegen den Juckreiz Cortisonspritzen. Das lindert die Juckreizattacken vorübergehend. Als der Tierarzt bei Senta Diabetes diagnostiziert, beträgt der Zuckerwert im Blut 310mg/dl (normal beim Hund: ca. 100mg/dl). Der Diabetes, auch Zuckerkrankheit genannt, entsteht beim Hund durch einen Insulinmangel. Dadurch kann der Zucker im Blut nicht mehr oder nur unzureichend abgebaut werden und es entsteht eine Überzuckerung.
Wirkt man dieser Überzuckerung nicht mit Insulingaben entgegen, kommt es zu schweren Schäden in den Organen und schlimmstenfalls auch zur Erblindung. Senta bekommt auf die Diagnose hin ein Diabetikerfutter, was sich nicht wesentlich vom Adipositasfutter unterscheidet, nur wird als Füllstoff das für Diabetiker geeignete Karrageen (E 407) verwendet. In der Lebensmittelindustrie wird es als Verdickungsmittel für Marmeladen, Eiscremes, süße Sahne etc. eingesetzt. In Diät-und „Light“-Produkten verleiht Karrageen als Füllstoff mehr Volumen ohne zusätzlichen Nährwert. Karrageen wird aus Rotalgen gewonnen und steht im Verdacht, für Geschwüre im Magen-Darmtrakt verantwortlich zu sein, sowie die Darm- und Brustkrebsbildung zu fördern. Das eigentlich unverdauliche Karrageen wird bei einem niedrigen Molekulargewicht von den Zellen der Darmwand aufgenommen und dort nicht weiter abgebaut.
Die Folge können Zelltod, daraus resultierend eine Zerstörung der Darmwand und die Entstehung von Krebszellen sein. Die US-Forscherin Joanne Tobacman bringt daher steigende Raten von Brustkrebs und auch Geschwüren im Verdauungstrakt mit dem zunehmenden Verzehr des Verdickungsmittels in Zusammenhang. Auch hier ist natürlich die Menge ausschlaggebend. Nicht der einmalige, sondern der ständige Verzehr, also die additive Wirkung kann krankheitsauslösend sein. Was solch ein Verdickungsmittel im Hundefutter zu suchen hat, entzieht sich meinem Verständnis.
Der Diabetes stellt mittlerweile die zweithäufigste Hormonstörung bei Hunden dar. In 80% der Fälle handelt es sich bei den Erkrankten um unkastrierte Hündinnen. Hier wird in einer bestimmten Zyklusphase (Metöstrus) das Hormon Progesteron ausgeschüttet. Das Progesteron stimuliert die Bildung von Wachstumshormonen, die als Gegenspieler zum Insulin wirken. Ob bei Senta die progesteronhaltigen Hormonspritzen zur Verschiebung der Läufigkeit, die monatlichen Cortisonspritzen (auch eine mögliche Ursache für Diabetes), die Fettleibigkeit oder alle drei Faktoren zusammen die Ursache für die Auslösung des Diabetes sind, kann man im Nachhinein natürlich nicht mehr feststellen. Man kann jedoch durch Veränderung einiger Faktoren bewirken, dass die aktuell notwendige Menge an teurem Insulin gesenkt werden kann.
Die Wendung
An erster Stelle steht bei Senta natürlich die dauerhafte Gewichtsreduktion sowie Vermeidung weiterer Hormon- und Cortisonspritzen. Bei einer gesunden Reduktionsdiät darf das Gewicht um höchstens 1-2% des Körpergewichts pro Monat gesenkt werden. Am wichtigsten ist dabei die Zufuhr hochwertiger Eiweißstoffe.
Für Senta brechen nun schöne Zeiten an. 75% ihres täglichen Futterbedarfs bestehen jetzt aus frischem Fleisch, Knorpeln und Knochen. Außerdem bekommt sie Gemüse und Kräuter. Die Kohlenhydrate werden auf ein Minimum beschränkt. Auch gibt es nur wenig Fett und das in Form hochwertiger Öle. Unser Ziel ist es zunächst, Senta innerhalb eines Jahres um rund vier Kilogramm zu erleichtern. Familie D. hält sich an alle Vorgaben und Senta verändert sich zusehens. Sie ist stundenlang mit der Vernichtung der Knochen beschäftigt, das Abnagen machte ihr immens viel Spaß und sie kann einfach nur Hund sein. Obwohl sie von Welpenalter an nur Trocken- und Dosenfutter gewöhnt ist, lässt sie sich leicht und problemlos auf die biologisch artgerechte Rohfütterung (BARF) umstellen. Auch die Heißhungerattacken treten bald deutlich seltener auf und Senta ist so sehr mit ihren Knochen beschäftigt, dass sie sogar das Stöbern im Müll vergisst.
Das Resultat nach einem Jahr ist eine Gewichtsabnahme um satte viereinhalb Kilogramm. Senta wiegt nun „nur noch“ 22,5 Kilogramm. Auch ist sie wieder an Spaziergängen interessiert und erweckt bei den Passanten aufgrund ihres Aussehens nicht mehr nur Spott und Hohn. Sie ist zwar immer noch zu dick, aber heute, zwei Jahre später, wiegt sie 21 Kilo und kann das Gewicht aufgrund der weitergeführten Ernährungsumstellung auch halten. Auch hat Familienvater D. die zahlenmäßig starke Familie eingeteilt, Senta genügend Bewegung zu verschaffen. Jeden Tag hat ein anderes Familienmitglied die Aufgabe, sich mindestens eine Stunde lang mit dem Hund in der freien Natur aufzuhalten, zu joggen oder einfach nur zügig zu gehen. Das funktioniert wunderbar.
Übrigens konnten wir die Insulingaben um die Hälfte reduzieren und auch die Cortisoninjektionen erübrigten sich innerhalb weniger Wochen, da der Juckreiz vollkommen verschwunden war. Der Gedanke, die Hündin zu sterilisieren, um die Hormonspritzen zu vermeiden sowie dem natürlichen Progesteronanstieg zu entgehen, war natürlich allgegenwärtig. Da sich Familie D. jedoch weigerte, die Hündin operieren zu lassen, und ich auch nicht versprechen konnte, dass der Diabetes nach der Operation vollends in den Griff zu bekommen sein würde, ließen wir Senta wie sie war und natürlicherweise zwei Mal im Jahr läufig werden. Das funktioniert ohne Probleme, Familie D. spritzt täglich die schon beachtlich reduzierte Insulindosis und Senta genießt ihr Hundeleben.
Warum?
Diabetes ist beim Hund fast immer irreversibel, d.h. unheilbar. Man kann allerdings die Symptome auf ein Minimum reduzieren und so auch die Insulingaben senken. So weit sollte es aber gar nicht erst kommen. Wenn man bedenkt, dass ca. 40% unserer Hunde und Hauskatzen übergewichtig und ca. 10% regelrecht adipös sind, so eröffnet sich natürlich ein riesiger Markt nicht nur für „Light“-Futterproduzenten, sondern auch für Abnehmpillen wie das vorgenannte „Slentrol“. Laut Hersteller Pfizer wurde Slentrol an 600 Hunden getestet, die innerhalb von sechs Monaten 18-20% ihres Gewichtes verloren haben sollen. Studien, die von Pfizer und anderen herstellenden Firmen selbst durchgeführt werden, sind, wie wir mittlerweile wissen, mit großer Vorsicht zu genießen und in den seltensten Fällen objektiv. Probanden nämlich, die nicht wie gewünscht reagieren, werden eben aus den Studien herausgenommen und es wird – sagen wir es deutlich – so lange gefälscht und gelogen, bis die Studien die gewünschten Erfolge zeigen.
Wie immer stehen ökonomische Interessen im Vordergrund. Denn wer zahlt schon gerne teure Studien, wenn dabei nichts oder gar etwas Negatives herauskommt? Abgesehen von der Fragwürdigkeit der Erfolge, können die Nebenwirkungen, wie z.B. bei Slentrol, ganz beträchtlich sein. Im Beipackzettel wird geraten, bei einer auftretenden Lebererkrankung das Medikament sofort abzusetzen, bei wiederholtem Erbrechen oder Durchfällen die Dosis auf 25% zu reduzieren oder die Behandlung ganz abzubrechen. Slentrol (Wirkstoff Dirlotapid) ist ein Präparat, das ursprünglich als Abnehmhilfe für übergewichtige Menschen gedacht war und auch getestet wurde. Doch wegen starker Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, starker Blähungen, Koliken, Durchfällen und Flatulenz erhielt das Medikament zur Anwendung beim Menschen keine Zulassung ... Interessant, nicht wahr?
Vom Aufbau her handelt es sich bei Dirlotapid um einen Stoff, der den Aufschluss und die Resorption von Fetten über die Darmwand hemmt. Im Zentralnervensystem soll es außerdem durch Ausschüttung bestimmter Sättigungshormone zu einer Appetithemmung kommen. Katzen dürfen diesen Fettblocker übrigens keinesfalls erhalten, da aufgrund des veränderten Stoffwechsels schwere Lebererkrankungen ausgelöst werden können.
Im Folgenden ein Auszug aus der Fachzeitschrift für Tierärzte „Editorial KLEINTIERMEDIZIN“, Ausgabe 1+2-2007 über die Einführung von Slentrol in Tierarztpraxen:
Liebe Kollegin, lieber Kollege:
Die Korpulenz der Hunde (und deren Besitzer) ist ein weitverbreitetes Übel unserer Wohlstandsgesellschaft. Experten schätzen, dass 40% übergewichtig sind und 10% klinisch gesehen fett. Wenn man davon ausgeht, dass sich eine Abmagerungskur über mehrere Monate hinzieht, so erkennt man das Potential von Fettblockern. Können wir es uns erlauben, ein Produkt wie das Dirlotapid (Slentrol) als dekadent abzulehnen? Oder ist es vielleicht klüger, eine neue Chance zu nutzen und das Geschäftsfeld Gewichtsreduktion in unseren Praxen neu zu verankern, weg von den fragwürdigen Reduktionsdiäten aus dem Einzelhandel?
Die Kompetenz liegt bei uns. Slentrol ist verschreibungspflichtig. In der Produktinformation steht, seine Anwendung habe nach tierärztlicher Anweisung und unter klinischer Kontrolle zu erfolgen. Ziele sind die Beseitigung von übergewichtsbedingten Risiken, die Wiedererlangung von Fitness und Gesundheit. Ja, was will man mehr? Die Markteinführung in Europa wird wohl noch ein paar Monate dauern.
Das ist nicht schade, sondern gut so. Denn in der Zwischenzeit haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Chance, noch ganz unauffällig ihre gewaltigen Lagerbestände an Abmagerungsfutter zu veräußern. Denn wer mag diese fade, oft verschmähte und teure Diätkost noch haben, wenn man dank Dirlotapid all das Leckere wieder füttern darf und sich daran erfreuen kann, dass es dem Hund wieder schmeckt und dieser mit dem kleinen flüssigen Additiv obendrein noch abnimmt?
Herzlichst, Ihr Dieter Müller
(Dr. Dieter Müller, Fachtierarzt für Kleintiere, Heinsberg)
Sie wissen es demnach sehr wohl, meine lieben Kollegen, wie es um die „fragwürdigen Reduktionsdiäten“ bestellt ist. Verkaufen tun Sie es dennoch nahezu alle. MONETIK statt ETHIK kann ich hier nur wieder kopfschüttelnd sagen!
Dr. Jutta Ziegler, Hallein (Österreich)
05.09.2017