Dogwalker in Köln - die Rudelfreunde
Der Weg zum entspannten Hund ist oftmals gar nicht so weit
Dogwalker Philippe Jehle und sein Team sind die Rudelfreunde – sie bringen die Kölner tagtäglich zum Staunen.
Dies ist ihre Geschichte.
Die Rudelfreunde starten ihren Tag morgens Punkt halb acht. Nach und nach treffen immer mehr Vierbeiner ein und werden in die Gruppe (das Rudel) aufgenommen. Sind alle beisammen, werden gegen 10 Uhr die Pforten zur weiten Welt geöffnet. Heraus spaziert kommt eine bunte Schar an Hunden jeden Alters, jeder Farbe, jeder Rasse oder Mischung und ihre menschlichen Begleiter. Geführt werden etwa zehn Hunde von einem sogenannten Dogwalker. Und alle zusammen sind „Die Rudelfreunde“! Dem ein oder anderen Kölner verschlägt es glatt die Sprache. Über 30 Rudelfreunde laufen vollkommen diszipliniert durch das schöne Köln-Junkersdorf in Richtung der nahegelegenen Wälder und Wiesen.
Alle im Dogwalker-Team teilen die eine Leidenschaft, ganz intensiv mit Hunden zu arbeiten – zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter. Immer sind sie mit ihrem Rudel unterwegs.
Philippe Jehle, 33, und Gründer der Rudelfreunde, bezeichnet sich selbst als „Leitmops“. Er wird von allen Hunden geschätzt und geliebt – sein Wort, seine Gestik und Mimik zählen für jeden von ihnen. Er kontrolliert das Rudel. Aber wie ist Philippe auf den Hund gekommen?
Wir gehen mehr als zehn Jahre zurück, als sich sein Weg mit dem seiner großen Liebe, Lisa, kreuzte. Damals waren beide jobtechnisch noch ganz anders aufgestellt, er als Kameramann (man schaue sich nur einmal die tollen Bilder der Rudelfreunde auf Instagram an!), sie als Angestellte im Gesundheitswesen. Er stammt aus Langenfeld, sie aus Leverkusen. Wächst man in Langenfeld auf, stellt sich irgendwann die Frage – Köln oder Düsseldorf? Sesshaft wurden Philippe und Lisa dann in Köln – vielleicht ist das Philippes Vater geschuldet, der 34 Jahre lang Küchendirektor beim legendären Kölner Brauhaus „früh“ war. Wie sein Vater liebt es auch Philippe, großartig zu kochen. Inzwischen widmet er seine Kochkünste aber viel mehr seinen vierbeinigen Freunden und füllt diesen täglich frische saisonale und regionale Produkte in den Napf.
Letztlich auf den Hund gebracht hat Philippe und Lisa der schöne Weimaraner Oscar. Beide sind mit Hunden groß geworden. Nach ein paar Jahren der Zweisamkeit in einer kleinen Dachgeschosswohnung in Köln entschlossen sie sich, einen vierbeinigen Freund bei sich aufzunehmen. Um für ihren neuen Mitbewohner vorbereitet zu sein, wälzten sie gemeinsam etliche Hundebücher, durchstöberten die Homepages aller großen Hundetrainer, besuchten Tierheime auf der Suche nach dem richtigen Begleiter. Nach langer Suche fanden sie 2013 den zweijährigen Oscar. Dieser verlangte beiden anfangs viel ab und riss sie – wie Lisa erklärt – regelrecht „aus ihrer Komfortzone heraus“. Im Restaurant klaute Oscar ein Hähnchen, rebellierte ordentlich gegen einen ihrer besten Freunde, jagte Philippes Vater immer wieder eine Heidenangst ein. Philippe erinnert sich gerne: „Bei gemeinsamen Spaziergängen flogen wir ihm regelrecht hinterher.“ Sie merkten ganz schnell: An erster Stelle galt es, Oscars Bewegungsdrang zu befriedigen, bevor sie mit jeglicher geistiger Arbeit beginnen konnten. Philippe berichtet: „Oscar wurde zu unser beider größtem Hobby. Von Tag eins an gaben wir alles, Oscar dabei zu helfen, wieder ein entspannter Hund sein zu können. Wir erreichten dies mit viel Bewegung, einer konsequenten Erziehung, dem nötigen Training und ganz viel Liebe.“
Der Weg in die Selbstständigkeit
Die meisten Hundebesitzer brauchen ab und an auch mal eine Vertretung bei der Betreuung ihrer Vierbeiner. Jobbedingt so auch Philippe und Lisa für ihren Weimaraner. Hundetagesstätten waren für Oscar jedoch nicht das Richtige. So brauchte Philippe nach einem 10-Stunden-Arbeitstag zwei Stunden, um dem Bewegungsdrang seines tierischen Begleiters nachzukommen und ihn „wieder runterzuholen“. Auf der Suche nach einer geeigneteren Betreuung für ihren Weimaraner stießen die beiden auf einen Dogwalker in Erftstadt. Die Entfernung zu diesem war leider einfach zu groß, um ihren Weimaraner dort dauerhaft unterzubringen. Der Dogwalker-Gedanke jedoch hatte Philippe völlig überwältigt. Er wechselte die Seiten und startete seinen eigenen Dogwalker-Service – zunächst ganz klein. Anfangs ließ er sich noch nicht einmal für die Betreuung anderer Hunde bezahlen. Er lief den ganzen Tag mit den Hunden kreuz und quer durch die schönsten Wälder Kölns. Auf Hundewiesen hielt er kein Schwätzchen mit Frauchen oder Herrchen, sondern beobachtete über lange Zeit hinweg einfach nur die Hunde und deren Verhalten – ihn faszinierte, wie Hunde untereinander agieren. Wurde es brenzlig, schritt er ein. Immer und immer wieder studierte er die unterschiedlichsten Hunde und deren Kommunikation untereinander und gewann damit einen einmaligen Erfahrungsschatz.
Gewappnet für mehr, zogen Philippe und Lisa aus ihrer Wohnung in ein Haus mit großem Garten, einer Wohnung für die Arbeit mit den Hunden und einer großen Wohnung zum Leben. Nun wagte Philippe den Schritt in die Selbstständigkeit – er gab sich und seiner Arbeit den offiziellen Namen der „Rudelfreunde“.
Erweiterung fürs Team
Für das kleine Team war es an der Zeit, einen zweiten Hund in die Familie aufzunehmen. Über den Tierschutz fanden sie 2015 Hugo, einen Dobermann-Mischling. Als Hugo zu ihnen kam, war er erst fünf Monate alt, hatte aber in diesem jungen Alter bereits viel hinter sich und schon in drei anderen Haushalten gelebt. Aber sie waren noch immer nicht vollständig. Die eigene Familienplanung kam ins Spiel. Im Sommer 2017 wurde der kleine Theodor geboren – eine gänzlich neue Erfahrung für die jungen Eltern mit ihren beiden Hunden. Dessen nicht genug erweiterten Philippe und Lisa auch ihr vierbeiniges Rudel ein vorerst letztes Mal: Im Jahr der Geburt ihres Sohnes wurde Trudi, eine spanische Terrier-Mischlings-Hündin, mit etwa fünf Monaten in die Familie aufgenommen – auch sie wurde aus dem Tierschutz geholt.
Als Rudelfreunde zogen die beiden nun jeden Tag mit Baby an Bord, ihren eigenen Hunden und einer immer größer werdenden Schar anderer vierbeiniger Freunde durch den Kölner Westen und erlangten in ihrer Nachbarschaft große Aufmerksamkeit. Von hier an ging alles unfassbar schnell – wie Philippe sagt „von 0 auf 100“. Heute stehen die unterschiedlichsten Vierbeiner quasi Schlange bei ihm, ins Rudel aufgenommen zu werden. Lisa erzählt gerne: „Inzwischen braucht Philippe in seinem eigenen Viertel fast eine geschlagene Stunde, um seiner Familie am Wochenende frische Brötchen beim Bäcker zu organisieren. Ständig wird er angesprochen, ständig gibt er Hundebesitzern Rat in Sachen Hundeerziehung.“
Mit Verstärkung läuft es sich entspannter
Die beiden haben sich Verstärkung geholt – derzeit werden die tierischen Freunde von insgesamt sechs Dogwalkern betreut und umsorgt. Philippe ist sehr stolz auf sein Team und das bis hierher Erreichte: „Gemeinsam lernen wir jeden Tag von und mit den Hunden. Hunde kommunizieren untereinander mit kleinsten Bewegungen und Blicken. Sie versuchen auch uns diese Signale zu senden, doch wir als Menschen verstehen diese Signale oftmals nicht. Wir wollen die Signale und die Handlungsketten der Hunde verstehen, um dann besser mit ihnen umgehen zu können.“
Was genau zeichnet die Rudelfreunde aus?
Für das Dogwalker-Team gilt es, den Hunden beizubringen, respektvoll mit Menschen und Artgenossen umzugehen. Sind die Dogwalker mit den Hunden unterwegs, sind all ihre Sinne auf Hochtouren. Jede Lage müssen Philippe und sein Team einschätzen können. Ob Jogger, Fahrradfahrer oder andere Vierbeiner – das gesamte Rudel muss auch ohne Leine beisammenbleiben. Die Dogwalker müssen sämtliche Reize in der Umwelt wahrnehmen und die Reaktion eines jeden einzelnen Hundes antizipieren und darauf reagieren können. Gleichzeitig müssen sie auch dem Miteinander und Untereinander des Rudels Herr werden. Gemeinsam wird das Revier abgelaufen; dies schweißt die Truppe zusammen. Dabei sind es nicht jeden Tag dieselben Hunde, die im Rudel gemeinsam unterwegs sind. Philippe und sein Team kennen einen jeden Hund genau, müssen sich aber Tag für Tag auf ein neues Rudelgefüge einstellen. Er fasst es lächelnd zusammen: „Wir sind zugleich „good cop“ und „bad cop“. So müssen wir das Rudel vorausschauend kontrollieren, gleichzeitig wollen wir die Hunde aber auch animieren und als Rudelfreunde viel Spaß zusammen haben.“
Auf den Punkt gebracht
Philippe, der „Leitmops“, beschreibt das Prinzip der Rudelfreunde wie folgt: „Der artgerechte Umgang mit Hunden steht an erster Stelle. Es funktioniert in erster Linie, weil wir uns viel bewegen. Ein Hund ist der schnellste Weg in die Natur. Wir lernen uns über die Bewegung kennen, ob spielerisch oder erzieherisch. Wir vermenschlichen die Hunde nicht. Wir lassen die Hunde Hunde sein. Würde ich damit anfangen, einen einzelnen Hund aus der Gruppe die ganze Zeit über direkt anzusprechen, mit ihm die ganze Zeit auf eine Art und Weise Blödsinn zu machen, wie es Hunde einfach nicht machen, hat genau dieser Hund später in der Gruppe eventuell ein großes Problem. Hunde lieben klare Strukturen und Rituale. Wir interagieren so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig!“ Ein gut eingestelltes Rudel reguliert sich – laut Philippe – oft von selbst, da für alle Rudelmitglieder dieselben Regeln gelten: „Regeln sind extrem wichtig, da jeder Hund seine eigenen Grenzen hat.“ Oscar, Hugo und Trudi, Philippes und Lisas treue Begleiter, sind natürlich immer dabei – sie stellen die Basis des Rudels dar und agieren immer in dessen Sinne.
Welche Vierbeiner werden bei den Rudelfreunden aufgenommen?
Prinzipiell gilt: Jeder Hund mit einem gewissen Maß an Sozialverhalten kann in die Gruppe aufgenommen werden. Rasse, Größe oder Gewicht spielen dabei keine Rolle. Vom Chiuahua bis zum Leonberger darf jeder mitlaufen. Aber nicht für jeden Hund ist das Konzept des Dogwalker die richtige Lösung. So haben alte oder kranke Hunde leider nicht mehr die ausreichende Fitness für stundenlange Spaziergänge. Rudelfreund kann zudem nur sein, wer mindestens einmal pro Woche im Rudel mitläuft.
Philippe führt heute gemeinsam mit seinem Team ein Großrudel an – er hat im Kölner Westen eine Marktlücke entdeckt und geschlossen. Der offizielle Hundetrainerschein ist so gut wie in der Tasche. Jedoch sieht sich Philippe nicht als Hundetrainer, sondern eher als „Hundedolmetscher und Hundeerziehungsberater“. Abend für Abend kehren die Vierbeiner entspannt in ihr Zuhause zurück und schlafen nach einer guten Mahlzeit schnell, sicher und zufrieden ein.
Philippe Jehle, Rudelfreude
01.12.2019
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