Symptome für Stoffwechselüberlastung ... / Teil 2

... beim Pferd und mögliche Therapie-Ansätze

Richtet man sich nicht nach den Leber- und Nierenwerten im Blutbild, sondern nach „Frühmarkern“ für Leber- und Nierenschwäche, so stellt man fest, dass weit mehr Pferde Stoffwechselprobleme haben, als man auf den ersten Blick denkt. Werden diese Pferde rechtzeitig richtig unterstützt, kann man beobachten, wie die Symptome relativ schnell verschwinden bzw. schwächer werden.

Zu den therapeutischen Maßnahmen gehören allen voran die Futterumstellung, weg von den großen zucker-, fett- und eiweißreichen Kraftfutterrationen und hin zu reichlich Heu mit hohem Raufasergehalt und niedrigem Energiewert und nur noch kleinen Kraftfutterportionen mit pferdegerechten Inhaltsstoffen. Darüber hinaus sollten diese Pferde mit entsprechenden Kräutern, homöopathischen oder spagyrischen Mitteln oder Schüsslersalzen unterstützt werden, um den Körper in die Lage zu versetzen, zurück in seine natürliche Regulationsfähigkeit zu finden.

Nesselfieberartige Hautreaktion nach Insektenstich

 

 

 

Ist die Leber überlastet, so treten zeitverzögert meist Probleme mit den Nieren auf, da zu viele Giftstoffe im Blut zirkulieren, die nicht ausgeschieden werden können. Nieren-Probleme können jedoch auch einer Leber-Problematik vorausgehen, z. B. dann, wenn die Nieren durch Medikamentengabe (Se­dierungen, Cortison etc.) überlastet werden oder wenn sie auskühlen, beispielsweise bei kaltem, nassem Wetter. Auch hier zirkulieren vermehrt Abfallstoffe im Blut, weil die Leber diese zwar umwandeln, die Niere sie aber nicht mehr ausreichend ausscheiden kann.

Häufig versucht der Körper darauf zu reagieren, indem er solche Toxine im Bindegewebe einlagert, um sie später zu entsorgen. Dies funktioniert so lange, wie der Körper zwischendurch Phasen hat, in denen er wieder in sein Gleichgewicht kommen kann, beispielsweise durch längere Weideperioden ohne erhöhte Toxin- und Stressbelastung. Kommen diese Ruhephasen nicht, so sammeln sich mit der Zeit immer mehr Toxine im Bindegewebe an, die durch Einlagern von Flüssigkeit („Wasser“) im Bindegewebe verdünnt werden.

Solche Pferde wirken dann aufgeschwemmt, oft „fett“ mit dickem Mähnenkamm, Polstern an den Flanken und der Neigung zu angelaufenen Beinen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind die Nieren nicht mehr in der Lage, den Wasserhaushalt sowie den Säure-Basen-Haushalt im Körper ausreichend zu regulieren. Eine schleichende, chronische Nieren-Insuffizienz ist oft die Folge.

„Frühmarker“ für Nieren-Probleme

  • Stumpfes Fell, vor allem wenn das Haar am Ende „Häkchen“ macht

  • Schlechter oder verlangsamter Fellwechsel, schlechtes Winterfell

  • Hautprobleme wie 
    • Ekzeme, Sommerekzem
    • Mauke, Raspe
    • Neigung zu Phlegmone
    • Nesselfieber („Pickel“ oder Flecke, die den Körper überziehen und oft ein bernsteinfarbenes Sekret absondern)
    • Überempfindlichkeit gegen Insektenstiche, Waschmittel etc.
    • Genereller Juckreiz
    • Warzen und Sarkoide
    • Neigung zu Pilzen, Haarlingen und andere Ektoparasiten
    • Generelle Überempfindlichkeit der Haut
  • Hufrehe

  • Hufabszesse, Strahlfäule

  • Ödeme, z. B.
    • Angelaufene Beine, „Ruhetagsphlegmone“
    • schwammige Sprung- oder Karpalgelenke
    • angelaufener, fester Halskamm
    • Ödem-Polster an den Flanken, oft mit Fettpolstern verwechselt
  • Allergien
  • Schlechte Wundheilung
  • Untypisches Schwitzverhalten, also zu starkes oder zu schwaches Schwitzen, Hyperventilation durch mangelndes Schwitzen
  • Erhebliches oder zu schwaches Saufen, zu viel oder zu wenig Urin
  • Gieriges Fressen von Salz- oder Minerallecksteinen
Ist die Niere erstmal in ihrer Funktion geschwächt (insuffizient), so kann sie sich – im Gegensatz zur Leber – nicht mehr regenerieren. Man kann dann nur darauf achten, durch richtig eingestellte Fütterung und regelmäßige homöopathische oder pflanzliche Nierenpflege das noch arbeitende Gewebe zu erhalten.

Beachtet man diese Frühsymptome nicht, so können sich die Stoffwechselprobleme in Krankheiten manifestieren. Zu den Krankheiten, bei denen der Stoffwechsel und die Fütterung als Ursache in Fachkreisen diskutiert wird, gehören neben den nahe liegenden Magen-Darm-Erkrankungen wie Magengeschwüre, Koliken etc. auch:

  • Equines Cushing-Syndrom
  • Equines Metabolisches Syndrom
  • Insulinresistenz („Diabetes“, meist in Zusammenhang mit Cushing oder EMS)
  • Polysaccharid-Speicher Myopathie (PSSM)
  • Kreuzverschlag
  • Hufrehe (Laminitis)
  • Hufrolle-Entzündung (Podotrochlose)
  • Osteochondrosis dissecans (OCD, Chips, Gelenkmäuse)
  • Strahlbein- und Gleichbein-Erkrankungen sowie Wobbler-Syndrom v. a. des jungen Pferdes
  • Sommerekzem
  • Arthrosen und Knochenzysten bei jungen Pferden

Um solche schweren und zum Teil kaum oder nicht mehr therapierbaren Krankheiten zu vermeiden, sollte frühzeitig auf Symptome von Leber- und Nierenüberlastung geachtet werden. Insbesondere während des Fellwechsels sind die Nieren bei Pferden stark belastet. Gerade in diesen Zeiten findet meist zusätzlich die Futterumstellung von Heu auf Weide bzw. von Weide auf Heu sowie die regelmäßigen Wurmkuren und Impfungen statt. Eine Unterstützung der Nieren in diesen Phasen ist notwendig und sinnvoll, um sein Pferd lange gesund zu erhalten.

                                         Equines Sarkoid

 

 

 

 

Therapeutische Maßnahmen zur Unterstützung der Niere

Pflanzlich: Kräutermischungen, z. B. mit Birke, Brennnessel, Brombeerblätter, Ehrenpreis, Goldrute, Quecke, Schachtelhalm, Hauhechel, Petersilie, Wacholder.

Oder homöopatisch beispielsweise mit Solidago comp. (Heel), Berberis oder Natrium muriaticum oder dem Komplexmittel Solidago comp. in Kombination mit Coenzym comp. Vor der Gabe der Kräuter oder der Homöopathika bitte immer Rücksprache mit einem Tierheilpraktiker halten.

Bei Unterkühlung der Nieren haben sich Nierendecken mit Infrarot-reflektierenden Keramikfasern bewährt, die im Winter und in nasskalten Wetterperioden aufgelegt werden sollten. Außerdem sollte auf die Verwendung von Regen- oder Thermodecken bei entsprechendem Wetter geachtet werden, denn die Pferde behalten auch noch nach Jahren eine Empfindlichkeit der Nieren auf nasskaltes Wetter zurück.

Basenwickel für die Hufe können als Akuthilfe zur Entsäuerung eingesetzt werden, ebenso wie die Gabe von Zeolith oder Montmorillonit.

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Dr. Christina Fritz

01.09.2017

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