Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM)
- Ursachen und Symptome
Neben den Quarter Horses gehören auch Kaltblüter wie Brabanter oder Percheron zu den besonders häufig von PSSM betroffenen Pferderassen.
Die PSSM ist eine offensichtlich genetisch bedingte Muskelerkrankung bei Pferden. Es handelt sich hierbei um eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels, die sich in einer übermäßigen Glykogen- und Stärkespeicherung sowie in einer vermehrten Glucoseeinlagerung in den Muskelzellen äußert. Wissenschaftliche Studien zeigten eine erhöhte Insulinsensitivität bei PSSM-Pferden: Nach Aufnahme stärkehaltigen Futters und anschließender Verabreichung von Insulin sinkt der Blutglucose-Spiegel enorm schnell. Der Glucose-Transport in die Muskulatur funktioniert offenbar nicht wie bei gesunden Pferden. Vieles scheint in diesem Zusammenhang noch nicht eindeutig geklärt zu sein. Für die Energiebereitstellung in den Zellen steht jedenfalls nicht genügend Glucose zur Verfügung, so dass die Pferde trotz ausreichenden Futterangebotes abmagern.
Symptome
Im Vordergrund stehen eher unspezifische Symptome wie Bewegungsunlust, Steifheit, Energielosigkeit und Abmagerung. Häufig ähneln sie den klinischen Symptomen des Kreuzverschlags. In verschiedenen Veröffentlichungen werden folgende Symptome beschrieben:
- Muskelabbau am Rumpf, an der Schulter und am Rücken
- kreuzverschlagsähnliche Symptome bis zum Festliegen
- wechselnde Lahmheiten
- Probleme bzw. Widersetzlichkeit beim Rückwärtsrichten
- Muskelzittern (vor allem im Bereich der Hinterhand)
- Krampfkoliken
- extreme Berührungsempfindlichkeit und Schmerzen
- aufgrund der Muskelverspannungen Neigung zu Sehnen- und Bänderschäden
Diagnose
Im Jahr 2008 wurde an der University of Minnesota die Ursache der PSSM Typ 1 (betrifft ca. 90% aller an PSSM erkrankten Pferde) in einem genetischen Defekt entdeckt. Der direkte Nachweis dieser Genmutation ist über einen DNA-Test möglich. PSSM Typ 2 (bei ca. 10% der erkrankten Pferde) kann nur über eine entsprechende Muskelbiopsie des M. semimembranosus sicher diagnostiziert werde. In diesem Fall liegt im Vergleich zu gesunden Pferden eine 1,5- bis 4-fach erhöhte Glykogen-Konzentration im Muskel vor.
Therapie
Zentrale Bedeutung bei der Behandlung PSSM-erkrankter Pferde haben die Fütterungsumstellung und die tägliche Bewegung des Pferdes. Beide Maßnahmen sollten parallel erfolgen. Die Haltung in einem Offenstall mit ständig freier Bewegungsmöglichkeit im Schritt ist neben angemessenem Training - bei Beschwerdefreiheit - eine Voraussetzung, um das erkrankte Pferd im Heilungsprozess zu unterstützen.
Für die Fütterung wird im Allgemeinen der Verzicht auf Stärke bzw. die starke Reduzierung von Kohlenhydraten empfohlen, d. h. nicht mehr als 10-15% der täglichen Kalorien dürfen aus Stärke und Zucker bestehen. Stattdessen sollte die Energiezufuhr über Fette erfolgen (mindestens 20-25% des täglichen Kalorienbedarfs). An dieser Stelle muss auf die gesundheitlichen Beeinträchtigungen (Darmschleimhautschädigungen, Hemmung bzw. Störung der Nährstoff- und Vitalstoffaufnahme) durch die Zufütterung größerer Mengen Öl beim Pferd hingewiesen werden. Eine natürliche Quelle hochwertiger Fette für Pferde sind fettreiche Samen wie Sonnenblumenkerne, Hanf- und Sesamsamen.
Sinnvoll ist offenbar die Verfütterung von ausreichend Heu guter Qualität, der absolute Verzicht auf Kraftfutter, Müslis, Zucker in jeder Form und die Ergänzung des Futters mit Vitalstoffen über hochwertige Kräuter. Auf diesem Weg wird der Stoffwechsel angeregt und unterstützt. Von entscheidender Bedeutung ist eine Darmsanierung, um den gesamten Stoffwechsel des Pferdes zu stabilisieren.
Mittlerweile wird neben der genetischen Ursache die zuckerhaltige Fütterung als auslösender Faktor (ähnlich dem Metabolischen Syndrom) der PSSM diskutiert. Hieraus ließe sich eine epigenetische Betrachtungsweise ableiten: Die längerfristige Fehlfütterung des Pferdes mit zu viel Stärke und Zucker, einem Mangel an Vitalstoffen und hieraus resultierender Darmschädigung könnte zu einer Abwandlung z. B. von Proteinsynthese-Prozessen mit DNA-Veränderungen führen. Dies hätte eine veränderte Enzymwirksamkeit und Störungen des Enzymhaushaltes zur Folge (z. B. Amylasefunktion). Demnach würde es sich bei dieser Erkrankung nicht um eine ausschließlich genetische Veränderung handeln.
Dr. Frauke Garbers, Biologin
Quellen
http://ag-tierheilpraktiker-west/Erkrankungen-pferd/articles/pssm-und-epsm-Kohlehydrat-speicherkrankheiten-beim-pferd.html
http://heaven-11.de/pferde-pssm.html
www.dai-shodan.de/PSSM-Polysaccharid-Storage-Myopathy.html
www.laboklin.de
Fritz, Christina (2012): Pferde fit füttern, Schwarzenbek, Cadmos
05.09.2017