Linolsäure
Wichtigster Vertreter der essentiellen Fettsäuren (EFAs) der Omega-6-Fettsäuregruppe ist die zweifach ungesättigte Linolsäure. Hunde, Katzen und Pferde müssen sie mit der Nahrung aufnehmen, da sie die Linolsäure nicht selbst synthetisieren können. Grüne Pflanzen dagegen können Linolsäure aus Ölsäure bilden.
Linolsäure kommt hauptsächlich in Pflanzenölen vor, die aus Saaten gewonnen werden, wie Distelöl, Sonnenblumenöl, Hanföl, Sojaöl und Traubenkernöl. Auch Erdnüsse und Mandeln und natürlich das daraus hergestellte Nussmus enthalten viel Linolsäure. Ebenso sind tierische Nahrungsquellen wie Geflügel und Schweinefett linolsäurehaltig. Olivenöl (hoher Anteil Ölsäure) hat hingegen nur geringe Linolsäure-Gehalte.
Die Hauptbedeutung der Linolsäure liegt in ihrer Funktion als Ausgangssubstanz für weitere Omega-6-Fettsäuren wie die Dihomo-Gamma-Linolensäure (DGLA) und die Arachidonsäure, aus denen wiederum die gesundheitlich wertvolle Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) entstehen. Linolsäure hat jedoch auch eine wichtige eigenständige Funktion: Die Regulierung des Wasserhaushalts der Haut, speziell der Epidermis (Oberhaut), wird u. a. durch Linolsäure gesteuert.
Mangelerscheinungen
Aufgrund der hohen Umsatzrate der Hautzellen macht sich ein Linolsäuremangel bei den Tieren relativ schnell bemerkbar: Stumpfes, glanzloses Fell, schuppige Haut, Haarausfall, Juckreiz oder/und Ekzeme, verstärkte Verhornungen, nässende Hautentzündungen – bei Hunden und Katzen insbesondere im äußeren Gehörgang und zwischen den Zehen. Auch werden eine verzögerte Wundheilung, Wachstumsstörungen oder Degeneration von Leber und Niere beobachtet.
Überangebot
Ein zu hoher Linolsäure-Anteil in der Nahrung wirkt sich ungünstig auf das Konzentrationsverhältnis der Fettsäuren aus, denn alpha-Linolensäure und Linolsäure konkurrieren um das gleiche Enzym: Liegt Linolsäure im Überschuss vor, so wird die Synthese von entzündungshemmender EPA und DHA aus alpha-Linolensäure reduziert zugunsten der Produktion der „negativen“ Eicosanoide der Serie 2, die aus Arachidonsäure gebildet werden. Die Folge eines Überangebotes an Linolsäure könnten somit vermehrte Entzündungsprozesse im Körper sein, Schwächung des Immunsystems, Allergien bzw. letztlich alle durch Eicosanoide der Serie 2 verursachten Krankheitssymptome.
Umgekehrt führt ein sehr hoher Anteil an alpha-Linolensäure im Futter zur Unterdrückung der Arachidonsäurebildung aus Linolsäure. Auf diese Weise kann u. a. auf entzündliche Vorgänge im Körper positiv Einfluss genommen werden.
In diesem Zusammenhang spielt das Hormon Insulin eine ganz entscheidende Rolle (siehe Eicosanoide): Ein hoher Insulinspiegel im Blut oder Insulinresistenz forcieren die Entstehung entzündungsfördernder Arachidonsäure, das entsprechende Enzym wird u. a.durch Insulin aktiviert. Niedrige Insulinkonzentrationen dagegen führen zur Bildung gesundheitsfördernder, antientzündlicher Eicosanoide (Serie 1) aus DGLA. Dies zeigt: Ein höheres Linolsäure-Angebot in der Nahrung muss nicht zwangsläufig proentzündlich wirken, sondern die Umwandlung in entweder Entzündungen begünstigende oder aber Entzündungen lindernde Eicosanoide hängt vom Insulin-(Kohlenhydrat-)Stoffwechsel ab.
Ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren, erfahrungsgemäß ca. 5:1, ist in der Fütterung der Hunde, Katzen und Pferde sinnvoll. Dies bedeutet für Tiere wie Hunde und Katzen, die überwiegend Fleisch fressen (höherer Gehalt an Omega-6-Fettsäuren), dass der Omega-3-Fettsäure-Anteil im Futter angemessen erhöht werden sollte. Regelmäßig ein halber (Katzen) bzw. ein ganzer (Hunde, je nach Größe) Teelöffel Leinöl, Hanföl oder Rapsöl – vorzugsweise im Wechsel gegeben – stellt eine sinnvolle Nahrungsergänzung für die Tiere dar. Ein günstiges Omega-6:Omega-3-Verhältnis kann man bei den Pferden sehr gut erreichen, indem das Futter mit den entsprechenden Ölsaaten (Leinsaat, Hanfsaat, Sonnenblumenkerne, auch Chiasamen sind eine ausgezeichnete Omega-3-Fettsäurequelle) anstelle des reinen Pflanzenöls aufgewertet wird. Zur besseren Resorbierbarkeit der Fettsäuren empfiehlt es sich, die Samen kurz anzumahlen oder zu quetschen.
Dr. Frauke Garbers, Biologin