Würmer sind keine Krankheit - Teil 3 - Entwurmung
Vergiftung von Böden und Wasser - MDR1 - Hunde in Lebensgefahrt
Wer denkt beim Entwurmen schon an den Mist, der hinten rauskommt? Ständig hat man den Pferdehaltern erklärt, dass die chemischen Entwurmungsmittel für die Pferde ungefährlich seien, was ja nicht stimmt, wie viele schon erleben mussten. Die Pferdehalter haben angenommen, dass solche von Behörden zugelassene und von Tierärzten verabreichte Mittel keine Gefahren bergen könnten. Warum hätte man auch noch darüber nachdenken sollen, was sie in der Umwelt, auf den Weiden und über den Mist auch als Dünger und von dort aus auf das Grundwasser anrichten können?
Man hat es lange nicht getan. Es hätte schon jedem, vor allem aber den Bauern, auffallen können, dass der chemielastige Pferdemist schlecht verrottet. Nicht anders der Kuhmist. Inzwischen weiß man, dass die Giftstoffe eine Halbwertszeit bis zu 15 Jahren haben, also nur sehr schwer abbaubar sind. Chemische Entwurmungsmittel hat die Natur nicht vorgesehen. Deshalb tun sich Bakterien und Pilze damit so schwer. Sie haben nie lernen müssen, mit solchen Stoffe umzugehen – ihnen fehlen die passenden Enzyme für die Spaltung.
Das ist aber nur die eine Seite. Am Anfang der Kette beim Verwerten des Mists stehen viele höhere Lebewesen: Insekten, vor allem Mistkäfer und Fliegen, Tausendfüßler, Springschwänze und viele andere mehr. Von ihnen werden durch die Gifte bis zu 90% vernichtet. Das ist doch wahrlich ein großartiger Erfolg, vor allem, wenn man sich bewusst wird, dass die Mittel ausgerechnet den Würmern immer weniger anhaben können, denn die sind bereits resistent geworden oder haben auf diesem Weg zur Resistenz große Fortschritte gemacht. Immerhin ist das Ausbringen von belastetem Mist oder auch der direkte Eintrag durch die Tiere in Wasserschutzgebieten verboten. Man weiß also sehr wohl, welche Folgen daraus erwachsen.
Für mich ist erstaunlich, dass ausgerechnet die Bauern, denen ihr Boden doch heilig sein sollte, davon nichts bemerkt haben. Viele von ihnen sind heute keine Hüter der Natur mehr, sondern Ausbeuter, entweder schlecht informiert oder Ignoranten, die den Ast absägen, auf dem sie sitzen und die Schäden ihren Nachfolgern hinterlassen. Betroffen aber sind wir letztlich alle.
MDR1-Hunde in Lebensgefahr
Wenn inzwischen in mehreren europäischen Ländern der Einsatz dieser Mittel verboten ist oder eingeschränkt wurde, dann ist das zu begrüßen. Es ist aber sicher nicht deshalb geschehen, um Schaden von Pferden und Hunden abzuwenden, dafür scheint sich bisher niemand zu interessieren, zumindest hier in Deutschland nicht. Hunde fressen gerne Kot, vor allem den von Pferden.
Das liegt in ihrer Natur. So werden es schon die Wölfe gemacht haben, wenn sie ein Wildpferd erlegt hatten. Pferdekot enthält viele vorverdaute vegetarische Stoffe, ist reich an Verdauungsenzymen und enthält große Mengen Vitamine, vor allem B-Vitamine und Vit. K1. Frischer Pferdekot ist für den Hund eine gesunde Sache, wenn, ja wenn nicht…
Sogenannte MDR1-Hunde schweben in tödlicher Gefahr – immer
Wer weiß schon, wie viele Hunde elendiglich verreckt sind, weil sie Pferdekot gefressen haben, der ein Entwurmungsmittel enthielt? Es sind sog. MDR1-/- bzw. MDR1-/+ Hunde, die betroffen sind. Da kommt man von einem Spaziergang zurück und plötzlich fängt der Hund an zu taumeln, hat weit aufgerissene Pupillen und starken Speichelfluss, weiß offensichtlich nicht mehr, wo er sich befindet. Es treten Krämpfe auf und irgendwann fällt er ins Koma. Es geht ihm also richtig dreckig. Vielleicht ist das alles auch schon unterwegs passiert. Auf dem schnellsten Weg zum tierärztlichen Notdienst. Vergiftung liegt nahe. Es wird untersucht, Blut wird abgenommen. Er wird stationär aufgenommen, kommt an den Tropf. Die Behandlung ist in vielen Fällen hoffnungslos.
Viele Hunde mit solchen Symptomen sind schon überraschend verstorben, ohne dass die Hundehalter die Wahrheit erfahren haben. Sie haben für den Tod keine Erklärung, keine Diagnose erhalten. Schicksal halt. Zwei Szenarien wurden mir immer wieder berichtet. Die Frage, ob der Hund Pferdekot gefressen hat, wurde nicht gestellt. Warum nicht?
Jeder Tierarzt, der chemische Entwurmungsmittel vertreibt, kennt doch diese Zusammenhänge. Könnte es daran liegen, dass vielleicht das Gewissen schläft? Ihr Tierarzt war so nett und hat Sie darüber aufgeklärt. Sie sind aufgebracht, aber dann sagt er Ihnen, dass Ihr Hund einen Gendefekt hat, also eine angeborene Macke, sonst wäre das nicht passiert. Sie hätten Ihren Hund daraufhin untersuchen lassen müssen. Betroffen gehen Sie nach Hause. Sie haben jetzt von kompetenter Seite mitgeteilt bekommen, dass Sie selbst Schuld sind am Tod oder Leiden Ihres Hundes, warum haben Sie sich nicht ausreichend informiert und die Untersuchung machen lassen?
Betroffene Hunderassen:
Als besonders empfindlich gelten Collies, Australian Shepherds, Shetland Sheepdogs, Bobtails (Old English Sheepdogs), Border Collies, Shelties, Langhaarwhippets, Windhunde, Deutsche Schäferhunde und Mischlinge dieser Rassen (Geyer 2005a; u.a.)
Die Justus Liebig Universität weist auf ff. hin:
MDR1-/- Hunde müssen der Entwurmung von Pferden mit Ivermectin- oder Moxidectin-haltigen Präparaten dringend ferngehalten werden, da es selbst bei Aufnahme sehr geringer Mengen dieser hoch dosierten Präparate zu gravierenden Vergiftungen von MDR1-/- und auch MDR1+/- Hunden kommen kann. Insbesondere neuere Präparate in Tablettenform wie Equimax Tabs®, Eraquell Tabs®, oder Vectin® können für Hunde mit MDR1-Defekt extrem gefährlich sein: Bereits die Aufnahme einer einzigen Tablette mit ~20 mg kann bei MDR1+/- Hunden leichte Vergiftungssymptome hervorrufen und ist für MDR1-/- Hunde sogar tödlich!
Vergiftungen durch therapeutische Applikation
Makrozyklische Laktone dürfen, sofern nicht explizit für den Hund zugelassen, nicht bei MDR-/- Hunden angewendet werden, da es zu lebensbedrohlichen Vergiftungen kommen kann. Ein MDR1-Gentest ist daher zwingend vor dem hoch-dosierten Einsatz von Makrozyklischen Laktonen, z.B. zur Therapie der generalisierten Demodikose. Auch heterozygote MDR1+/- Hunde zeigen hierbei vermehrt Nebenwirkungen wie Mydriasis und Ataxie, welche aber beim Absetzen der Präparate auch ohne Behandlung innerhalb eines Tages reversibel sind.
Quelle: MDR1-Defekt bei Hunden, Dr. Joachim Geyer
Nun mal einen Augenblick der Besinnung:
Sie gehen also mit Ihrem fröhlichen, gesunden Hund spazieren oder reiten in Begleitung Ihres Hundes aus. Und dann haben Sie wenig später einen schwerkranken Hund, der vergiftet wurde und wahrscheinlich nicht überlebt. Was vermuten Sie?
Da das Auslegen von Akutgiften zur Rattenbekämpfung schon lange verboten ist, kann es sich nur um einen bösartigen Hundehasser handeln, der Köder mit Gift ausgelegt hat, und Sie haben nicht gemerkt, dass Ihr Hund den gefressen hat. Es gibt solche netten Zeitgenossen. Sie kämen ja wohl kaum auf den Gedanken, dass ein Pferdeapfel genau dieselbe Wirkung haben könnte. Mit anderen Worten: Solche Pferdeäpfel entsprechen dem Auslegen von Gift, um damit Hunde zu vergiften. Man würde doch jeden, der so etwas tut, anzeigen und bestrafen.
Es ist ja auch gezielte Tierquälerei und verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Immerhin ist der Tierschutz inzwischen im Grundgesetz verankert.
Aber gemach. So läuft das nicht in unserem Land. Man hat die Argumente mit Erfolg auf den Kopf gestellt. Nicht der Vergifter, der Hersteller, Vertreiber oder Ausleger der Gifte wird verantwortlich gemacht, nein, die Hunde mit dieser speziellen genetischen Konstellation sind es selbst und letztlich deren Besitzer.
Nun sind ja solche Gifte in der Natur nicht vorgesehen, deshalb würde den Hunden durch diese Mutation auch kein Schaden entstehen. Wahrscheinlich gibt es sie schon seit zigtausend Jahren, aber das spielt in der Argumentation keine Rolle mehr. Nicht die Gifte werden aus dem Verkehr gezogen und die Verantwortlichen bestraft, sondern es muss ein Gentest her und ein Zuchtprogramm, damit Hunde mit der Eigenschaft MDR1- aus der Zucht genommen werden. So schafft man es nicht nur, sich reinzuwaschen und die Schuld den anderen aufzuladen, sondern auch noch das Geschäft zu erweitern. Ethisch ist das völlig unvertretbar, moralisch verwerflich. Und doch wird es genauso gemacht.
Es ist ein Verbrechen an den Hunden.
Erstaunlich, dass diese absurde Argumentation bisher stillschweigend überall, ohne sie mal kritisch zu hinterfragen, als richtig akzeptiert wurde. Kein Widerspruch. Nur Nachgeplapper des Arguments: „Der Hund hat einen Gendefekt.“ Was war das doch für eine erfolgreiche Strategie! Und die meisten Pferde- und Hundehalter schlafen tief. Hiergegen müsste juristisch vorgegangen werden, wenn nötig, bis zur letzten Instanz.
Klaus-Rainer Töllner, Biologe, Waltrop
06.09.2017