Omeprazol

- was bekommt mein Tier da?



Handelsnamen/ Synonyme

Amanol; AntraMUPS; Gastracid; Gastroguard; Gastroprazol; Losec; Omezol; Oprazol; Omed; Omep; Omebeta; Omegamma; Omelind; Omeprax; Prilosec; Ulnor; Ulcozol



Anwendung

Omeprazol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der sogenannten Protonenpumpenhemmer (s. Kasten). Dieser Wirkstoff blockiert die Bildung von Magensäure und wird dementsprechend eingesetzt zur Therapie von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie bei Entzündungen der Speiseröhrenschleimhaut (Refluxösophagitis, kurz Reflux) bei Pferden, Hunden und Katzen – und natürlich beim Menschen.


Protonenpumpenhemmer (auch PPI = Protonenpumpeninhibitoren):

Im Vergleich zu sog. Antazida, die bereits gebildete Magensäure (Salzsäure) abpuffern, verhindern Protonenpumpenhemmer direkt die Salzsäure-Produktion in den Belegzellen des Magens. Sie wirken dadurch stärker und länger. PPI blockieren, wie ihr Name bereits sagt, die sog. Protonenpumpe oder auch H+-K+-ATPase. Es handelt sich um ein Enzym, das Protonen (H+-Ionen) in das Magenlumen pumpt. Die Protonen reagieren dort mit Cl--Ionen zu Salzsäure (HCl).


Protonenpumpenhemmer (PPI) zählen zu den weltweit am häufigsten verordneten Medikamenten! Sie gelten als relativ sicher – wobei wir uns diese Aussage genauer anschauen werden. Als sicher gilt hingegen die in sich geschlossene Indikationskette: Häufige Nebenwirkungen der PPI sind Störungen bzw. Schädigungen des Magen-Darm-Trakts. Also nebenwirkungsbedingte Erkrankungssymptome, die dann wiederum mit den PPI therapiert werden können?

Wirkstoff/ Wirkung

Nach oraler Aufnahme wird Omeprazol im sauren Milieu des Magens (pH <4) in andere Verbindungen überführt (in Sulfonsäure oder in ein Sulfonamid). Diese Verbindungen enthalten Schwefelgruppen, die nur in diesem sauren Milieu mit den Schwefelgruppen der Protonenpumpe (H+-K+-ATPase) reagieren. Die Protonenpumpe wird dadurch irreversibel blockiert und die Salzsäure-Produktion stark reduziert bzw. gänzlich unterbunden.


Bildung der Magensäure:

Die Belegzellen des Magens produzieren Salzsäure aus Kochsalz, Wasser und Kohlendioxid: NaCl + H2O + CO2 -> NaHCO3 + HCl . Außerdem entsteht basisches Natriumhydrogencarbonat (aus Na-Ionen und HCO3- ). Dies macht die Doppelfunktion der Belegzellen aus. Der Ionenaustausch in der Belegzelle im Einzelnen: Aus CO2 und H2O entsteht Kohlensäure H2CO3. Die Kohlensäure wird enzymatisch gespalten und zerfällt in H+-Ionen (Protonen) und HCO3- -Ionen (Hydrogencarbonat). HCO3- verlässt die Zelle im Austausch mit Chlorid-Ionen (Cl--Ionen), die dann passiv ins Magenlumen diffundieren. Die Protonen hingegen werden aktiv durch die Protonenpumpe ins Lumen gepumpt. H+ und Cl- verbinden sich dort zu Salzsäure (HCl).
Basisches Natriumhydrogencarbonat als Gegenpol zu Säuren ist zum einen erforderlich für die basischen Verdauungssäfte der sog. basophilen (Basen liebenden) Organe wie Leber, Niere, Dünndarm, Bauchspeicheldrüse. Zum anderen dient Natriumhydrogencarbonat als wesentliches Puffersystem, um den Blut-pH-Wert konstant zu halten. Wird die Bildung von Salzsäure gestoppt – wie z.B. durch PPI -, kann kein basisches NaHCO3 mehr produziert werden. Basophile Organe werden geschwächt.


Vorteil des Omeprazols sei dessen selektive Wirkung über die gezielte Aktivierung der Belegzelle des Magens. Eben weil nur dort das für die Reaktion notwendige saure Milieu vorherrsche. Hierzu zwei kritische Anmerkungen:
Erstens existieren uneinheitliche Angaben zum pH-Wert (von unter pH 4 bis unter pH 2,5), der die Reaktion überhaupt erst ermöglicht. Zweitens gibt es heutzutage vermutlich kaum Pferde, Hunde oder Menschen, die einen ausgewogenen Säure-Basen-Haushalt haben. Die meisten könnten mehr oder weniger übersäuert sein.
Und diese Übersäuerung könnte in Bezug auf die Wirkung des Omeprazols fatale Folgen haben.

Exkurs

Die Protonenpumpe kommt nicht nur in den Belegzellen des Magens vor, sondern auch in den Sammelrohren der Niere, im Dickdarm und in Osteoklasten (Knochen abbauenden Zellen). Sie kontrolliert in den Nieren z. B. die Protonen- bzw. Hydrogencarbonatsekretion. Reguliert also das Säure-Basen-Gleichgewicht durch Säureausscheidung mit dem Harn. In den Osteoklasten ermöglicht die H+-K+-ATPase das Herauslösen von Mineralsalzen aus dem Knochengewebe durch Ansäuern der sogenannten Membranvesikel.

Frage: Lässt sich die blockierende Wirkung von Omeprazol auf diese – nicht in den Belegzellen des Magens lokalisierten – Protonenpumpen grundsätzlich ausschließen? Offenbar kann diese Frage in der Wissenschaft nicht mit einem klaren „JA“ beantwortet werden. Siehe Nebenwirkungen! Beim übersäuerten Organismus weiß man doch vermutlich überhaupt nicht, welche pH-Werte in den entsprechenden Zellen bzw. Geweben vorliegen. Und zu welchen enzymatischen Reaktionen niedrige pH-Werte im Einzelnen führen könnten! Hier ist wahrscheinlich noch viel Forschungsbedarf.

Wird die H+-K+-ATPase gehemmt, verbleiben Protonen in der Zelle und reichern sich an. Dies bedeutet u. U. weitere Ansäuerung des Körpers! Ein Teufelskreis.

Desweiteren: Auch die Na+-K+-ATPase (Na-K-Ionenpumpe) ist eng verwandt mit der H+-K+-ATPase. Die Na-K-Pumpe kommt im Körper in allen Zellen vor und ist bedeutsam insbesondere für den Erhalt des elektrischen Ruhemembranpotentials bei Nerven- und Muskelzellen. Würde sie durch Omeprazol in ihrer Wirkung blockiert, hätte dies gravierende Folgen für den gesamten Stoffwechsel.
Ließen sich aus oben Gesagtem – neben anderen möglichen Ursachen – Funktionsstörungen an Leber, Niere, Darm, Muskeln, Nerven u. a. erklären?

Die Belegzellen des Magens

Als Folge der Sekretionsblockade von Salzsäure durch Protonenpumpenhemmer steigt Gastrin kompensatorisch im Blut an. Gastrin, ein Gewebshormon bzw. Polypeptid, fördert u. a. die Produktion von Salzsäure. Eine der durch Omeprazol hervorgerufenen Nebenwirkungen ist die sogenannte Hypergastrinämie (erhöhter Gastrin-Blutspiegel). So treibt man offensichtlich den Teufel mit dem Beelzebub aus!

Aus diesem Grund wird wohlwissend von Langzeittherapien mit Omeprazol abgeraten. Aber: Omeprazolbehandlungen erstrecken sich üblicherweise über 4 Wochen und häufig über 8 Wochen. Das ist ja wohl als Langzeittherapie zu verstehen. In der Humanmedizin werden Protonenpumpenhemmer immer häufiger als Dauertherapie verordnet …

Indikationen

  • Refluxösophagitis, Gastritis, Magengeschwüre bei Pferden, Hunden und Katzen
  • Gastrinom (Gastrin produzierende Tumore) beim Hund; Gastrinome können das Zollinger-Ellison-Syndrom (Hypergastrinämie)  verursachen

So liest man es im Beipackzettel! Nach näherer Überlegung könnten die Zusammenhänge aber folgendermaßen dargestellt werden:

Die Sekretionsblockade der Magensäure durch Protonenpumpenhemmer führt zum kompensatorischen Anstieg des Gastrinspiegels. Gastrin aktiviert die sogenannten ECL-Zellen – diese sezernieren Histamin, das die Salzsäureproduktion stimuliert. Diese Reaktionskette führte bei Langzeittherapie bis zu 12 Wochen – also durchaus üblicher Verabreichungsdauer – in Tierversuchen zu Tumoren in der Magenschleimhaut. Gastrinome können wiederum Reflux, Geschwüre usw. verursachen. Was war zuerst? Das Huhn oder das Ei?

Nebenwirkungen (unerwünschte Wirkungen)

„Es sind keine durch die Behandlungen verursachten unerwünschten klinischen Wirkungen bekannt.“ So heißt es lapidar in der Produktbeschreibung von GastroGard/ Merial für Pferde.

Und noch besser: „Protonenpumpenhemmer gelten als die sichersten Arzneimittel, über die wir heute verfügen.“ (Caspary, W.F. et al 2005, S. 610)

Andere Quellen belegen durchaus Nebenwirkungen:

  • Abmagerung
  • Blähungen
  • Kolik
  • Erbrechen, Übelkeit
  • Durchfall
  • Infektionen des Harntrakts
  • Proteinurie (übermäßige Eiweißausscheidung über den Urin)
  • Zentralnervöse Störungen
  • während Langzeitanwendung Hypergastrinämie
  • Verschiebung der Magenbakterien zugunsten der nitrit- und nitrosaminbildenden Bakterien (sogenannte Nitrifizierer; pH-Wert-Optimum im alkalischen Bereich). War da nicht etwas? Nitrosamine gelten doch als krebserregend!
  • weitere Folgen der pH-Wert-Erhöhung (Alkalisierung) im oberen Magen-Darmtrakt: Darm- und Lungeninfektionen durch bakterielle Besiedlung (COP bei Pferden?)
  • bei Langzeitbehandlung Störungen im Knochenstoffwechsel (Frakturneigung)
  • interstitielle Nephritiden (Entzündungen der Nierenröhrchen und des Zwischenzellgewebes der Niere): Nierenschäden sind also durchaus bekannt!  
  • Beeinträchtigung der Resorption von Vitamin B 12: Auch der sogenannte Intrinsic-Faktor wird in der Belegzelle gebildet. Dieses spezielle Eiweiß fördert die Resorption von Vitamin B 12 – wird durch Protonenpumpenhemmer jedoch nachweislich blockiert

Nirgends sind die möglichen Auswirkungen von Omeprazol auf das Säure-Basen-Gleichgewicht dokumentiert!

Wechselwirkungen

Omeprazol hemmt ein bestimmtes Enzymsystem in der Leber. Dadurch kann es bei gleichzeitiger Verabreichung von Cumarinen, Benzodiazepin, Theophyllin, Diazepam, Phenytoin oder Warfarin (Cumarinabkömmling) zu verlängerter Wirkung und toxischen Nebenwirkungen dieser Stoffe kommen.

Dr. Frauke Garbers, Biologin

Quellen


Frey, H-H., W. Löscher.: Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin. Enke Verlag 2010

Wahler, Christine: Natron: Das Milieu ist alles. Verlag BoD 2015

Schumpelick, Volker: Praxis der Viszeralchirurgie. Springer Verlag 2006

Ittel, Thomas H., H.-G- Sieberth, H. H. Matthiaß: Aktuelle Aspekte der Osteologie: Endokrinologie, Renale Osteopathie. Springer Verlag 2013

Boeckh, M., T. Böckers: Original-Prüfungsfragen GK 2. Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag 2002

Karlson, Peter, D. Doenecke et al.: Karlsons Biochemie und Pathobiochemie. Georg Thieme Verlag 2005

Schön, Georg: Bakterien: die Welt der kleinsten Lebewesen. Verlag C.H. Beck 1999

Schmidt, Robert F., F. Lang, M. Heckmann: Physiologie des Menschen: mit Pathophysiologie. Springer Verlag 2011

Caspary, Wolfgang F., Mössner, J., Stein, J.: Therapie gastroenterologischer Krankheiten. Springer Verlag 2005

http://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00007359/0586__f.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Protonenpumpenhemmer#Nebenwirkungen_und_Anwendungsbeschr.C3.A4nkungen

http://www.der-arzneimittelbrief.de/de/Artikel.aspx?SN=6865

https://hpseelig.de/autoantikoerper/h-k-atpase.pdf

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56894

http://www.zentrum-der-gesundheit.de/saeureblocker-ia.html

http://flexikon.doccheck.com/de/Protonenpumpe

05.09.2017

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