Symptome für Stoffwechselüberlastung... / Teil 1

... beim Pferd und mögliche Therapie-Ansätze

Diagnose

Stoffwechselerkrankungen nehmen einen immer größeren Raum bei den Erkrankungen der Pferde ein. Häufig werden die Probleme erst bemerkt, wenn es schon zu spät ist, wenn bereits eine Hufrehe oder ein Cushing-Syndrom klinisch nachweisbar vorhanden sind. Dann ist oft nur noch das Management der Krankheit möglich. Daher ist es wichtig, frühzeitig zu erkennen, wenn der Stoffwechsel entgleist. 

Das Blutbild bietet hier die denkbar schlechteste Methode. Da sehr viele Rezeptoren im Körper ihre Werte dem Blut entnehmen, ist der Körper bemüht, seine Bluthomöostase so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. So können beispielsweise im Gewebe schon Zink-Mängel vorhanden sein, die sich in schlechtem Hufhorn, schlechtem Fellwechsel oder dünnem Langhaar äußern, während der Zink-Wert im Blut noch im Normalbereich liegt.

Umgekehrt gibt es Werte, bei denen das Pferd sehr tolerant gegenüber Schwankungen ist, z. B. Selen oder Mangan. Diese Werte findet man häufig im unteren Bereich, obwohl das Pferd ganz offensichtlich keine gesundheitlichen Probleme hat. Dazu kommt die Kopplung verschiedener Werte miteinander. So stehen bei den Mineralien Zink, Kupfer, Selen, Eisen und Mangan in gegenseitiger Wechselwirkung.

Oft ist ein im Blutbild sichtbarer Mangan-Mangel auf einen Zink-Mangel zurückzuführen, der jedoch im Blutbild nicht erscheint.

Das macht das Erkennen der zugrunde liegenden Stoffwechselproblematik noch schwieriger. Auch Organschädigungen sind im Blutbild erst sehr spät sichtbar. So zeigen die Nierenwerte im Blutbild erst auf, wenn schon bis zu 70% der Niere insuffizient, also nicht mehr funktional sind. In diesem Stadium ist es dann für Therapie schon längst zu spät, hier kann man nur noch versuchen, therapeutisch so viel Nierengewebe wie möglich zu erhalten.

Den Zustand des Darms kann man über das Blutbild nicht erfassen. Kotwasser oder Durchfälle sowie häufige Koliken sind natürlich deutliche Anzeichen für Darmprobleme. Aber auch Pferde, die diese offensichtlichen Symptome nicht zeigen, können Darmentzündungen und andere Erkrankungen im Verdauungstrakt haben.

Hier gibt es einen diagnostischen Wert im Urin, den so genannten Indikan-Wert, der eine Aussage zulässt, ob Fäulnisprozesse und Darmschleimhautentzündungen vorliegen.

Dieser Wert sollte zwischen 0 und 1 liegen; wenn er darüber liegt, ist davon auszugehen, dass das Pferd schon durch den Darm bedingte Stoffwechselprobleme hat.

Neben den klinischen Diagnoseparametern gibt es am Pferd eine Reihe Anzeichen, die schon früh auf Stoffwechselentgleisungen hinweisen, aber meist isoliert betrachtet und nicht auf den Metabolismus zurückgeführt werden. Häufig sind diese Anzeichen schon erste Vorboten davon, dass die Magen- und Darmschleimhaut nicht mehr richtig intakt sind, es Entzündungen, beginnende Geschwüre, Colitis, Leaky Gut („Löchriger Darm“)-Syndrom und ähnliche Entwicklungen gibt.

Es sind Anzeichen dafür, dass die Leber überlastet ist und nicht mehr voll ihren Entgiftungs- und Stoffwechselregulationsaufgaben nachgehen kann. Dass die Nieren überlastet sind und die Ausscheidung von Harnstoff, überschüssigen Mineralien und anderen Abfallstoffen über die Nieren nicht mehr ausreichend gegeben ist. Stoffwechselprodukte werden dadurch im Bindegewebe eingelagert und der Körper verliert immer mehr von seiner Regulationsfähigkeit.

An welcher Stelle sich diese Stoffwechselentgleisungen dann als Krankheiten manifestieren, hängt immer davon ab, welcher Bereich des Körpers bzw. welches Organ am schwächsten ist oder bereits am stärks­ten geschädigt ist.

Es ist daher sinnvoll, auf „Frühmarker“ zu achten, also Anzeichen, die auf Stoffwechselprobleme hinweisen, auch wenn noch keine Werteveränderungen im Blutbild sichtbar sind. Greift man dann schon ein und unterstützt den Stoffwechsel, kann man häufig genug das Auftreten von schweren Krankheiten verhindern oder zumindest hinauszögern.

„Frühmarker“ für Leber-Probleme

  • Stichelhaare
  • Gallen an den Fesseln und Sprung­gelenken
  • Sehnenprobleme (Rupturen, Zerrungen, die nicht unfallbedingt sind)
  • Angelaufene Beine („Ruhetags­phlegmone“)
  • Blauer Schimmer auf den Augen, Augenentzündungen
  • Gewichtsverlust oder schlechte Gewichtszunahme, mangelnder Appetit
  • Leistungsabfall oder schlechter Konditionsaufbau
  • Lethargie, häufiges Gähnen, Flehmen
  • Aufgezogenes Abdomen
  • Leichte Koliken, veränderte Kot­konsis­tenz
  • Hautprobleme (Mauke, „Pickel“, Talerflecke)
  • Hungerhaare (einzelne lange Haare im normalen Fell, häufig im Winterfell)
  • Streifen im Fell am Rumpf, die etwa 2 cm Abstand haben und vom Rücken Richtung Bauch verlaufen
  • Hafertaler (dunkle Fellflecke, die bei Füchsen im Bereich Flanke / Kruppe auftreten)

Tierärzte empfehlen bei Pferden mit schwacher Leber oft eine Fütterung mit Rübenschnitzeln und Maisflocken, was sich durch deren hohen Zuckergehalt jedoch langfristig eher negativ auf die Leberfunktion auswirkt.

Da die Leber unter anderem den Blutzuckerspiegel dadurch reguliert, dass sie Zucker aus dem Blut herausfiltern und zwischenlagert, führen solche zuckerreichen Futtermittel zu einer zusätzlichen Belastung.

Die Leber ist ausgesprochen regenerationsfähig, wenn man die Fütterung optimiert und die Leberfunktion z. B. mit pflanzlichen oder homöopathischen Mitteln unterstützt. Ganz im Gegensatz zum Nierengewebe, das – einmal geschädigt – sich nur in sehr geringem Maß erholen kann.

Therapeutische Maßnahmen zur Unterstützung der Leber

Pflanzlich mit leberwirksamen Kräutern, insbes. dem Wirkstoffkomplex Silymarin aus der Mariendistel. Solche Mischungen wirken sehr anregend auf die Leberfunktion, daher müssen unbedingt die Nieren mit unterstützt werden, um die Abfälle ausreichend zu entsorgen. Dafür bieten sich Kräutermischungen mit ausleitenden Kräutern an.

Auch homöopathisch bieten sich verschiedene Mittel an. Darüber lassen Sie sich am besten von einem qualifizierten Tierheilpraktiker oder auch Tierarzt, der sich auskennt, beraten. Diese Mittel bekommt man in jeder Apotheke.

Zusätzlich zur pflanzlichen oder homöopathischen Behandlung ist die Gabe von Spirulina-Alge als Kur über 3 – 4 Wochen hilfreich, um Giftstoffe und Schwermetalle im Körper abzubinden und über die Galle auszuscheiden.

Vor allem bei Lympheinlagerungen und „Überzuckerung“ ist die Gabe von Zeolith oder Montmorillonit zur Abbindung und Ausscheidung von Säuren im Körper sinnvoll.

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Dr. Christina Fritz

06.09.2017

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