Pferdeohren und "Augenblicke"
Das Ohrenspiel verrät uns bekanntlich viel über den Gemütszustand des Pferdes. Und es dient der Kommunikation mit Artgenossen bzw. der Verständigung mit dem Menschen: Nach vorne gespitzte Ohren weisen in Richtung dessen, wofür sich das Pferd gerade am meisten interessiert. Wut oder Aggression vermitteln Pferde durch eng anliegende, flach zurückgelegte Ohren. Zur Seite „geklappte“, schlaff hängende Ohren wiederum charakterisieren einen entspannten, dösenden oder auch müden Zustand. Schmerzen können Pferde u. a. durch leicht nach hinten gewendete Ohren äußern. Und ein waches, reges Ohrenspiel signalisiert aufmerksames Interesse an der Umwelt.
Dienen Pferdeohren – und auch die Augen der Pferde – darüber hinaus noch einem anderen Zweck? Beispielsweise dem Informationsaustausch über die beste Futterquelle?
Offenbar spielt in diesem Zusammenhang nicht nur, wie bisher vermutet, die Ausrichtung des Kopfes eine bedeutende Rolle, sondern insbesondere die Stellung der Pferdeohren sowie die Blickrichtung der Augen.
Studien zweier Forscherinnen an der University of Sussex, Jennifer Wathan und Karen McComb, belegen diese Hypothese: In einem Experiment konfrontierten sie Testpferde mit lebensgroßen Fotos von Artgenossen. Zwei Futterbehälter wurden, für die Versuchstiere erreichbar, jeweils vor einem Foto platziert. Die Probanden wählten erwartungsgemäß denjenigen Futtertrog, auf den die Fotopferde den Blick richteten.
Im 2. Schritt verdeckten die Wissenschaftlerinnen Augen und Ohren der abgebildeten Pferde. Im Ergebnis wählten die getesteten Pferde das Futter offensichtlich nach dem Zufallsprinzip.
Fazit: Augen und Ohren der Pferde sind wichtige Sinnesorgane für die Kommunikation. Demnach dienen auch die weit seitlich am Kopf angeordneten Pferdeaugen – entgegen landläufiger Meinung – der Interaktion von Pferden.
Dr. Frauke Garbers, Biologin
Quellen:
Spektrum.de, 04.08.2014
Ainsli, T., Ledbetter, B.: So verstehen Sie Ihr Pferd. Körpersprache und Verhalten. München, BLV 2014.
Die Studie im Original:
www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(14)00739-8
05.09.2017