Mit Pferden kommunizieren
- über Symbole
Kaum zu glauben, aber wahr: Pferde können sich mit Menschen über Symbole verständigen - und beeinflussen auf diese Weise ihr Wohlbefinden. Je nach Wetterlage teilen Pferde dem Menschen mit, ob sie auf der Weide z. B. eine Decke tragen möchten oder lieber nicht eingedeckt werden wollen!
Neue Studie
Wissenschaftler um Cecilie Mejdell vom Norwegischen Veterinäramt, Oslo, erarbeiteten diese faszinierende Erkenntnis zu Kommunikationsmöglichkeiten mit Pferden im Rahmen eines Experiments mit 22 Pferden unterschiedlicher Rassen.
Die Wissenschaftler trainierten die Pferde zunächst darauf, drei verschiedene Symbole (waagerechter Balken, senkrechter Balken, kein Balken) zu erkennen und zu unterscheiden. Im nächsten Schritt machten die Pferde folgende Erfahrung: Berührten sie mit ihrer Nase das Schild mit waagerechtem Balken, so bekamen sie eine Decke übergelegt. Bei Berührung des Schildes mit senkrechtem Balken wurde die Decke abgenommen. Und wählten die Pferde das weiße Schild ohne Symbol, so blieb alles unverändert.
Von der Annahme ausgehend, dass die Pferde die Symbole in ihrer Bedeutung verstanden haben und auch als Verständigungsmittel dem Menschen gegenüber einsetzen werden, machten die Wissenschaftler nun folgenden spannenden Test: Die Symbolschilder wurden auf der Weide platziert. Entsprechend der Witterung müssten die Pferde das Gelernte nun in die Tat umsetzen. Genau das geschah: An 2 Tagen mit Dauerregen und kaltem Wind „forderten“ 20 der 22 Pferde eine Decke ein, indem sie das Schild mit waagerechtem Balken anstupsten. Bei warmem, trockenen Wetter hingegen berührten alle Pferde offenbar ganz gezielt das Schild mit senkrechtem Balken.
Auch das weiße Schild wurde von den Pferden in seiner Bedeutung offensichtlich verstanden und als Mittel zur „Wunscherfüllung“ eingesetzt: Denn Pferde, die bei schlechtem Wetter bereits eine Decke trugen, berührten dieses Schild. Und Pferde, die an wärmeren Tagen keine Decke trugen, signalisierten über dieses Schild: „Bitte keine Veränderung!“.
Nun hoffen die Wissenschaftler, dass aufgrund dieser Erkenntnisse auch Pferdehalter ihre Pferde ebenso in anderen Angelegenheiten befragen werden. Und somit deren Haltungsbedingungen und Wohlbefinden verbessern oder gar optimieren.
Umsetzung
Dieserart Vorstellungen in die Realität umzusetzen ist zweifellos erstrebenswert. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung in der Arbeit mit Pferden habe ich persönlich jedoch zum Vorgehen eine andere Anschauung: Ich empfinde diese „Schilder“-Kommunikation als recht mechanistisch. Und komme zu dem Schluss, dass man die Schilder auch weglassen könnte!
Als Pferdehalter muss man seinem Pferd die Symbolbedeutung doch zunächst einmal antrainieren. Das allein erfordert bereits Kenntnisse über das Lernverhalten von Pferden. Und eine gute Beobachtungsgabe bzw. Wahrnehmung des Tieres – und seiner selbst!
Daher stünde der Mensch durch das Vermitteln der Symbolbedeutung bereits in einer vertrauensbildenden Interaktion mit dem Pferd. Der Mensch würde, wie doch bei jeder Arbeit mit Pferden und insbesondere bei der Bodenarbeit über Körpersprache und Signale, sensitiver und achtsamer gegenüber dem Pferd werden – müssen. Sonst funktioniert’s nämlich nicht.
Und würde diese innigerere Wechselbeziehung zwischen Mensch und Pferd nicht bereits so viel Empathie zum Pferd entstehen lassen, dass man ihm viele Dinge an der „Nasenspitze“ ablesen und auf die Platzierung etlicher Schilder mit verschiedenartigen Symbolen verzichten könnte?
Dr. Frauke Garbers, Biologin
Quellen
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-20655-2016-09-23.html
http://www.spektrum.de/news/auch-pferde-koennen-sich-mitteilen/1424381
20.01.2018