Erschreckend hohe Nitratwerte
im Trinkwasser unserer Pferde
Nitrit oxidiert das Eisen im Hämoglobin, so dass es weder Sauerstoff noch CO2 transportieren kann. Es kommt zu Sauerstoffmangel und Übersäuerung der Zellen. Die Gefahr für Säuglinge ist bekannt, das Symptom ist Blausucht: Bei Tieren spricht man allgemein von Blutarmut und wird der Ursache nicht auf den Grund gehen. Besonders achten sollte man auf Jungtiere.
Nitrosamine zählen zu den gefährlichsten krebserregenden Stoffen, die durch Zerfall das Erbgut beschädigen und in allen Organen Krebs auslösen können. Weitere Symptome sind Schädigung der Leberzellen und Leberverfettung, Lungenödeme, Magengeschwüre, Abmagerung.
Akut toxische Symptome bei einer Vergiftung mit N-Nitrosaminen:
fortschreitende Abmagerung, Ikterus, schwere Leberparenchymschäden mit Nekrosen und Verfettung, hämorrhagisches Lungenödem.
Unser Wallach hatte vor einiger Zeit so stark erhöhte Leberwerte, dass die Klinik es ablehnte, eine Szintigraphie bei ihm durchzuführen. Durch die Hilfe einer Tierheilpraktikerin und eine Entgiftungskur sanken die Werte von extrem erhöht bis auf leicht erhöht. Gleichzeitig stellte sich heraus, dass auch auffällig viele andere Pferde bei uns am Stall erhöhte Leberwerte hatten. Einige der betroffenen Pferde bekamen ausschließlich Heulage, andere nur Heu. Wir suchten gemeinsam nach Ursachen, dabei dachten wir auch an das Trinkwasser. Eine Einstellerin ließ hierauf das Trinkwasser der Pferde untersuchen.
Bei der Analyse kam heraus, dass der Nitratwert bei 150 mg/l lag. Der Grenzwert für Trinkwasser ist mit 50mg/l angegeben. Für Säuglinge ist der empfohlene Grenzwert 10 mg/l. Nachdem dies für Ärger und Aufregung bei den Stallbetreibern sorgte, ließen sie ca. 2 Monate später eine weitere Analyse des Trinkwassers der Pferde machen. Hier wurde ein Wert von 115,26 mg/l gemessen.
Der Stallbetreiber ist selber Landwirt. Nun erfuhr ich im persönlichen Gespräch mit den Stallbetreibern, dass es einen Unterschied gibt zwischen Trinkwasser und Tränkwasser für Tiere. Unsere Pferde werden mit Tränkwasser aus dem Brunnen versorgt und bei den festgestellten Werten sei der Grenzwert für Tränkwasser noch längst nicht erreicht und somit müssen sich die Einsteller nicht sorgen, es sei alles im grünen Bereich. Die Stallbetreiber hatten auch Kontakt zur Hochschule Hannover aufgenommen und unter der dortigen Tel. Nr. 05 11 / 8 56 74 58 bestätigte mir eine Dame der Hochschule ebenfalls telefonisch, dass es diesen Unterschied zwischen Trinkwasser und Tränkwasser tatsächlich gebe, da Tiere einen anderen Magen-Darmtrakt bzw. eine andere Verdauung hätten als Menschen. Diese Auskunft gab sie mir aber erst, nachdem ich ihr versicherte, keine Journalistin sondern lediglich eine besorgte Pferdehalterin zu sein. Der gemessene Wert von 150 mg/l sei für die Pferde völlig unbedenklich.
Diese Aussage ist mir nicht einleuchtend. Bisher kannte ich nur die Unterscheidung zwischen Trinkwasser und kein Trinkwasser. Außerdem versicherte mir die Dame auf meine besorgte Nachfrage, dass durch das aufgenommene Wasser keinerlei Leberschäden bei den Pferden hervorgerufen werden können. Für Leberschäden sei eine unsachgemäße Fütterung in der Regel ursächlich.
Ich begreife nicht, dass mein Pferd Wasser trinken soll, das für uns Menschen gesundheitsgefährdend sein kann. Wenn ich mir vorstelle, welche großen Mengen von diesem belasteten Wasser jedes Pferd täglich trinkt, es sind immerhin 30 bis 60 Liter, je nach Futter, und eine laktierende Stute deutlich mehr, ist die Aussage, dass durch das Wasser die Leber nicht belastet wird in meinen Augen eine Dummheit. Nach diesem Gespräch war ich fassungslos, und nun begann ich selber im Internet zu recherchieren. Die hohen Nitratwerte im Grundwasser sind seit vielen Jahren eine Folge der Überdüngung der Äcker. Es ist anzunehmen, dass deshalb die Grenzwerte für Trinkwasser immer wieder angehoben wurden. Ich möchte nicht weiter darüber nachdenken, wie viel Kaffee oder Tee wir Einsteller mit diesem Wasser gekocht und getrunken haben… Bis zum heutigen Zeitpunkt wird in unserem Reiterstübchen das Wasser aus dem Brunnen verwendet, ohne jeglichen Hinweis auf ein mögliches Gesundheitsrisiko. Ich fragte mich, wie es zu dieser Unterscheidung in Trinkwasser und dem sogenannten Tränkwasser kommt. Während das Trinkwasser für den Menschen den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen muss, gibt es für Tränkwasser keine detaillierten rechtlichen Anforderungen, sondern nur allgemein formulierte Sicherheitsanforderungen bzw. Orientierungswerte für die Eignung von Tränkwasser. Es soll eine betriebseigene Wasserversorgung ermöglicht werden. Diese Anforderungen beziehen sichauf schmackhaftigkeit und Verträglichkeit und die sichere Versorgung in ausreichender Menge.
Was heißt dies genau? Ist es den Bauern nicht zuzumuten, dass sie den Tieren Trinkwasser zu trinken geben? Es gibt bereits Filteranlagen für Brunnen, die für Abhilfe sorgen könnten. Ist diese einmalige Investition für unsere Tiere zu teuer??? Es ist dem Gesetzgeber also wichtiger, dass aus meiner Klospülung frisches gesundes Trinkwasser fließt, als dass die Tiere einen rechtlichen Anspruch darauf haben. Hier streikt mein gesunder Menschenverstand.
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) hat einen Orientierungsrahmen zur Beurteilung der hygienischen Qualität von Tränkwasser veröffentlicht. Nach EG Recht ist das Tränkwasser wie ein Futtermittel zu betrachten und unterliegt der Futtermittelverordnung. Wer nun zufällig das Buch „Katzen würden Mäuse kaufen“ von Hans-Ulrich Grimm gelesen hat – hierin werden die Machenschaften der Futtermittelindustrie durchleuchtet – der wird wahrscheinlich demnächst sein Trinkwasser von zu Hause mit in den Stall nehmen.
Der Orientierungsrahmen wurde im Auftrag des BMELV erstellt und mit den Futtermittelüberwachungsbehörden der Länder und den betroffenen landwirtschaftlichen Organisationen und Wirtschaftsverbänden abgestimmt. (Ein Schelm wer Böses dabei denkt!!!)
Leider sehe ich für dieses Problem keine schnelle Lösung. In der Regel bieten alle Stallbetreiber Brunnenwasser an, und sie tun dies mit dem Segen des Gesetzes. Es gibt durchaus Brunnenwasser, das eine bessere Qualität hat als das so hoch gelobte Stadtwasser. Wo aber im Einzugsgebiet des Brunnens stark gedüngt wird, egal ob mit Kunstdünger oder Jauche, besonders dort, wo der Grundwasserspiegel relativ hoch ist, ist eine Belastung des Wassers mit Nitrat zu erwarten, zumindest zeitweise!
So bleibt uns Reitern und Einstellern nur die Möglichkeit, unermüdlich immer und überall auf diesen Missstand hinzuweisen.
Doris Mils, Dormagen
05.09.2017