Weißdorn
(Botanischer Name: Crataegus)
Es gibt kaum einen magischeren Strauch als den Weißdorn! Der Weißdorn ist ein Rosengewächs wie die Hagebutte, sticht und hat ebenfalls rote Beeren. Man kann aus den jungen Zweigen, den Blättern, den Blüten sowie den Früchten Tee kochen oder Saft pressen und diesen therapeutisch einsetzen.
Hagebutte und Weißdorn wurden zur Einfriedung genutzt. Der Weißdorn wird auch Hagedorn genannt, das ist derselbe Bezug wie bei der Hagebutte: um aus Hecken einen Hag, einen Garten anzulegen, um damit die Feld- oder Gartenpflanzen vor Wildtieren oder auch Weidetieren zu schützen oder um den Hof, die Siedlung oder gar ein Dorf einzufrieden, also zu umhegen!
Auf der Hecke sitzt die Zaunreiterin, die Hagezussa, die Hexe, die als Grenzgängerin die spirituelle Welt bereisen und Informationen aus der Anderwelt in die Gegenwart transportieren kann. Dieses Wissen um Vergangenes und Künftiges, um Leben und Heilung, um Sterben und Tod, fasziniert auch den aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhundert. Man kann zwar die existentiellen Sinnfragen verdrängen, doch jeder muss dazu seine eigene Antwort, seinen eigenen Weg finden. Der Weißdorn, der die Wege des Herzens kennt, kann dabei helfen!
Nun zum Weißdorn
Es gibt in Deutschland zwei Arten: der Eingrifflige Weißdorn, Crataegus monogyna, ist in Süd- und Nordeuropa heimisch, er kommt in Russland, Sibirien, China und im Himalaya vor, außerdem in Nordafrika. Der Zweigrifflige Weißdorn, Crataegus laevigata, kommt in ganz Europa vor, in Amerika wird er kultiviert - eine Kulturform ist der Rotdorn, der als Zierbaum angepflanzt wird.
Der Eingrifflige Weißdorn hat nur einen Samen in der Beere, der Zweigrifflige hat eine zweisamige Beere (Steinfrucht).
Beide Weißdornarten wachsen als Sträucher und Bäume in lichten Laubwäldern, an Waldrändern, Hecken, in Gärten und Parkanlagen. Die Blätter des Eingriffligen Weißdorns sind tiefer eingeschnitten als die Blätter des Zweigriffligen. Beide Arten werden gleichermaßen in der Heilkunde angewandt.
Weißdorn treibt im zeitigen Frühling aus und gehört mit zum ersten Grün der neuen Vegetationsperiode. Die weißen Blüten reifen nach der Befruchtung zu kleinen, leuchtend roten Steinfrüchten heran. Weißdornhecken wirken im Herbst fröhlich und vital, die leuchtend roten Beeren locken zahlreiche Vögel an.
Weißdorn kann bis zu 500 Jahre alt werden, meist wächst er strauchartig, er kann aber auch einen Stamm ausbilden und auf eine Höhe von über 12 m wachsen. Deswegen wird er meist zu den Bäumen gezählt. Da Weißdorne - wie viele Rosengewächse - sehr sinnenfreudig sind, kreuzen sie sich untereinander, auch mit den exotischeren Weißdornarten. Sie neigen zur Bastardbildung, was die exakte Bestimmung oft erschwert.
Was steckt im Weißdorn, welche Teile werden verwendet?
Verwendet werden die getrockneten Blüten, tragende, beblätterte Zweige (Wei߬dornblätter mit Blüten) sowie die getrockneten Früchte. Der Weißdorn im Handel stammen aus Wildsammlungen aus verschiedenen ost- und südeuropäischen Ländern. Weißdornblätter mit Blüten enthalten Flavonoide, oligomere Procyanidine (OPC) und Kaffee¬säuren. Die Weißdornfrüchte enthalten OPC und Flavonoide.
Medizinische Anwendung
Der Weißdorn wird bei nervösen Herzbeschwerden und zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktionen eingesetzt, denn er stabilisiert diese und kann sowohl bei zu hohem als auch bei zu niedrigem Blutdruck ausgleichend eingesetzt werden. Zudem hat er eine beruhigende Wirkung.
In der Tiermedizin wird Weißdorn gleichermaßen eingesetzt, wir empfehlen ihn begleitend zur Ausleitung einzusetzen. Bei älteren Tieren mit nachlassendem Stoffwechsel unterstützt Weißdorn die Funktion der inneren Organe und ist deswegen bei Altersbeschwerden eine gute Hilfe. Weißdorn vitalisiert ältere Tiere. Durch die bessere Durchblutung arbeiten besonders die Ausleitungsorgane Leber und Niere besser. Wetterumschwünge und Hitzeperioden werden durch den stabilisierten Kreislauf besser verkraftet.
Der Tee wird aus Blüten und Blättern zubereitet, der Saft aus Blättern, Blüten und Früchten.
Dosierungsanleitung:
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- Pferd: 10 – 15 g oder 20 - 30 ml Presssaft
- Hund: 0,5 – 1 g oder 2 TL bis 2 EL Presssaft
- Katze: 0,5 g oder 1 TL Presssaft
Teezubereitung
1,0 bis 1,5 g fein geschnittene Weißdornblätter mit Blüten mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergießen und nach 15 Minuten abseihen.
Die Magie des Weißdorns
Der Weißdorn als Kraft- und Schutzbaum
Weißdornzweige wurden bereits bei den Römern an Haus- und Stalltüren befestigt, um böse Geister zu bannen. Neben Knoblauch gilt auch der Weißdorn als Schutz vor Wiedergängern.
Der Weißdorn ist dem Feuer- und dem Erdelement zugeordnet.
Er schützt vor Blitz und Unwetter und wehrt böse Einflüsse ab. Weißdorn hat durch seine dornigen Zweige eine große Oberfläche, er absorbiert Strahlungen und Elektrosmog und leitet sie durch seine starke Erdung ab. Weißdornhecken sind gerade in unserer Zeit als Schutz unentbehrlich.
Bei den Planeten ist er Venus und Merkur zugeordnet, die Aspekte der Schönheit, der Liebe und der Verführung sind in ihm ebenso vereint wie die Aspekte der Verteidigung, der Standhaftigkeit und der Durchsetzungsfähigkeit. Das ausgewogene Verhältnis männlicher und weiblicher Elemente zeigt sich auch in den zweigeschlechtlichen Blüten und macht den Weißdorn zu einem besonderen Kraftbaum.
Der Weißdorn wird in den skandinavischen Ländern auch Schlafdorn genannt. Dort ist der Weißdorn heilig und markiert an vielen Seen, Bächen und Quellen als Feen-Baum magische Orte, an denen die Menschen mit bunten Wollfäden Wünsche äußern und Opfer bringen, wie Getreide, Milch, Brot oder auch Münzen. Beim Straßenbau wird um solche Bäume ganz selbstverständlich herumgeplant. Diese heiligen Bäume sind tabu.
Auch in den Mythen, Sagen und Märchen, die wir aus unserer Kinderzeit kennen, wird die Magie des Weißdorns oder Schlafdorn beschrieben:
Odin hat Brunhild mit dem Dorn vom Weißdornstrauch in den Zauberschlaf gelegt, aus dem Siegfried sie erweckt hat. Wer jetzt auch an Dornröschen denkt, liegt gar nicht verkehrt, denn die Spindeln wurden früher meist aus Weißdornholz geschnitzt oder gedrechselt. Spindeln bestehen aus einem Stab und einem Wirtel, sie werden zum Spinnen in Rotation versetzt und ziehen den Faden durch ihr Eigengewicht. Wegen ihrer geringen Größe kann man mit Spindeln überall spinnen, auch unterwegs, beim Laufen oder beim Hüten der Tiere. Allerdings sind Spinnräder für das Spinnen im Haus wesentlich effektiver.
Dornröschen wird immer wieder mit dem Spinnrad dargestellt, aber daran ist nichts zum blutig stechen. Die Gebrüder Grimm beschreiben es ganz genau, die Spinnräder in anderen Grimms-Märchen drehen sich oder schnurren gar!
"Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?" sprach die Prinzessin, nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach sich damit in den Finger. In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf.“
Merlin ruht unter einem Weißdornstrauch, auch er wurde mit dem Schlafdorn in den magischen Schlaf gelegt (von der Fee Vivian). Sie stach ihn mit dem Weißdorn und betrog ihn dadurch mit seiner eigenen Magie. Er schläft, aber er wird auferstehen, wenn es Zeit ist, die Welt zu retten. Also sehr bald!
Der Weißdorn ist der Baum der weißen Magie
Amulette aus Weißdorn schützen vor negativen Einflüssen, Meditationen unter dem Weißdorn stärken die eigene Spiritualität, die Auseinandersetzung mit dem Weißdorn reinigt den Geist und hilft einem Antworten auf persönliche Fragen zu finden.
Wie ich eingangs schrieb: Der Weißdorn kennt die Wege des Herzens, er kann uns dabei helfen, den Weg zum Herzen zu finden!
© Text: Manfred Heßel, Dipl.-Ökologe; Mai 2018
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