Lavendel

(Botanischer Name: Lavendula spec.)

Lavendelfeld

Das Sonnenkind

Der Lavendel (Lavendula spec.) gehört zur Familie der Lippenblütler, die bekannt ist für ihre intensiv duftenden Arten. Es sind vor allem die ätherischen Öle, die den besonderen Wert dieser Gruppe ausmachen. Der höchste Gehalt an ätherischem Öl befindet sich beim Lavendel – eine Besonderheit dieser Art – in der Blüte. Es sind auch die Blüten mit ihrer eigenen Farbe, die uns sofort ins Auge stechen. Seine Heimat sind die warmen, trockenen Hänge der Mittelmeerregion. Als Parfüm-, Heil- und Gewürzpflanze in großen Feldern angebaut, ist er die charakteristische Pflanze der Provence. In warmen und trockenen Lagen entwickelt der Lavendel auch bei uns seinen intensiven Duft.

Volksheilkunde

Eine alte und doch jugendliche Pflanze…
Der Name des Lavendels ist abgeleitet vom lateinischen lavare, also waschen. In der antiken Bäderkultur wurde er als Zusatz zum Waschwasser und als Parfümessenz genutzt. Der jugendliche Duft der Pflanze und ihre hautpflegenden und verjüngenden Eigenschaften führten dazu, dass vor allem ältere Damen den Lavendel für sich entdeckten, wodurch ihm heute leider das Image ältlicher Damen anhaftet. Ich finde, völlig zu Unrecht, denn ein wirklich gutes Lavendelöl ist etwas ganz Feines!

Lavendel

Inhaltsstoffe

In der Medizin und ebenso in der Tiermedizin werden heute fast ausschließlich die Lavendelblüten genutzt. Sie wirken beruhigend, verhindern Blähungen und fördern die Gallebildung. Besonders bei Nervosität, Erschöpfung, Schlaflosigkeit und bei Störungen im Magen und Darm hilft Lavendel sehr zuverlässig. Bei Lärm, wie an Silvester, und bei Stress ist er unentbehrlich für unruhige Pferde und Hunde. Lavendel enthält ca. 3 % ätherisches Öl in den Blüten, Gerbstoffe, Flavonoide, Cumarine, Harze – insgesamt wurden über 60 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen.

Anwendung

Blüte und Öl


Ein unschätzbares therapeutisches Mittel ist das reine ätherische Lavendelöl. Es sorgt für gutes Abheilen von Wunden, ganz besonders von Brandwunden, die man damit benetzt, und verhindert die Bildung harten Narbengewebes. Bei Muskelschmerzen wirkt es entspannend, wenn man die betroffenen Stellen damit einreibt.

Zahnbehandler und Pferdedentisten nutzen es zur Sedierung und als Schmerzmittel. Lavendel ist auch ein natürliches Antimykotikum. Verpilzungen auf der Haut oder im Huf- oder Klauenbereich, ebenso Nagelpilz, können rasch und zuverlässig mit Lavendelöl bekämpft werden. Zusammen mit seiner antiseptischen und wundheilenden Wirkung ist es fast wie im Märchen: Siebene auf einen Streich. Verwechseln Sie nicht das ätherische Lavendelöl mit aromatisierten fetten Ölen, z. B. Erdnussöl, in dem einige Lavendelblüten ausgezogen wurden. Das eignet sich gerade noch zur Hautpflege, eventuell auch für Salatsoßen, es ist für therapeutische Zwecke ungeeignet.

Ätherische Öle werden durch Destillation gewonnen. Für einen Liter ätherisches Öl benötigt man 60 bis 100 kg Lavendelblüten. Im Destillat sind die Wirkstoffe hoch konzentriert, man braucht daher nur sehr wenig davon.

Um gehaltvolles Ausgangsmaterial zu bekommen, werden die Blüten am frühen Morgen geerntet. Leider stiften unterschiedliche Typen und Qualitätsbezeichnungen des Öls mehr Verwirrung als dass sie bei der Orientierung helfen: Aus Lavandula angustifolia werden „Lavendel fein“ und „Lavendel extra“ gewonnen. Als Destillationsgrundlage für „Lavendel extra“ dient der wilde Berglavendel, der in einer Höhe bis zu 1.800 m wächst und als Wildsammlung geerntet wird. Das macht ihn gegenüber dem im Feldanbau geernteten Lavendel zum teuersten Extrakt.

„Lavendel Barreme“ oder „Mont Blanc“ sind Handelsbezeichnungen für reine ätherische Lavendelöle, die einen standardisierten Esteranteil enthalten müssen. Häufiger noch als der Echte Lavendel wird in der Provence der Lavandin angebaut, eine Kreuzung von Echtem Lavendel und Speik-Lavendel, Lavandula latifolia. Daraus werden preiswerte Essenzen und Öle gewonnen. Deren Duft ist jedoch schwächer als der von Produkten aus echtem Lavendel. Sie werden hauptsächlich in Duftölen (für Duftlampen), Kosmetika und Seifen eingesetzt.

Stiel und Blatt


Während man heute fast ausschließlich auf die Blüten schaut, weil sich darin der höchste Gehalt an ätherischen Ölen befindet, sollte man das graufilzige Laub nicht verachten. Wer an einem warmen Sommertag Lavendelblätter zwischen den Fingern zerreibt, riecht die ätherischen Öle, mit denen sich die Pflanzen vor Insektenfraß schützen. Der graufilzige Belag ist auch ein Schutz vor der intensiven Sonneneinstrahlung in den steinigen Bergregionen, die durch die Reflexion vom Gestein noch verstärkt wird, und gleichzeitig ein Verdunstungsschutz. Hieran erkennt man die starke Analogie des Lavendels zur Haut, den man als Hinweis für seine Anwendung betrachten kann.

In Südfrankreich nehmen die Jäger, deren Hunde von Schlangen gebissen wurden, Lavendelkraut und reiben die Bissstelle ein. Die ätherischen Öle dringen durch die Haut ein, eine erste Hilfe, mit der sich die Hunde meist schnell erholen. Geflügelzüchter nutzten gerne Lavendelkraut für die Legenester, um Parasiten fernzuhalten, ohne dass dadurch die Eier belastet werden. Pferden und anderen Pflanzenfressern kann man die Blüten, aber auch Stängel und Kraut, verfüttern. Sie trinken auch den Teeaufguss meist ganz gerne.

Manfred Heßel, Dipl. Ökologe

Bildergalerie

Vorheriger Artikel Nächster Artikel "Linde"

Zurück zur Übersicht