Cranberry
(Botanischer Name: Vaccinium macrocarpon)
Cranberry - Spezialistin für feuchte Standorte
Die Cranberry (Vaccinium macrocarpon), Kranichbeere oder große Moosbeere, stammt aus den Tundren und Hochmooren Nordamerikas. Sie gehört zur Familie der Ericagewächse und ist mit der Preiselbeere, der Heidelbeere und der Bärentraube verwandt. Diese interessante Verwandtschaft weist uns schon die Richtung ihres therapeutischen Einsatzes.
Cranberry bevorzugt feuchte und nährstoffarme Gebiete. Die enthaltenen Bitterstoffe und Gerbstoffe bieten ihr einen natürlichen Schutz vor Pflanzenfressern und bewahren sie vor Pilzbefall, zu dem es im feuchten und sauren Milieu der Moore leicht kommen kann. Der robuste vitale Zwergstrauch verbreitet sich über seine fadenförmigen Zweige. Sie sind der Länge nach im Boden verwurzelt und wachsen jährlich bis zu einem Meter. Da sie dabei die anderen Pflanzen überwachsen, kann dieser Halbstrauch rasenartig große Flächen bedecken.
Die Blütezeit der Cranberry dauert von Mitte Juni bis Anfang Juli. Die rosa-weißen Blüten besitzen weit aufgeklappte Kronblätter. Zusammen mit Staubfäden erinnern die Blüten an einen Kranichschnabel, daher der Artname. Die Früchte brauchen zur Reife bis zu drei Monaten.
Volksheilkunde
Die nordamerikanischen Indianer schätzten Cranberry als Heil- und Lebensmittel und kannten die gesundheitsfördernden Eigenschaften. Aus Cranberry und Fleisch bereiteten sie einen schmackhaften und lange haltbaren Proviant zu, den sie auf Wanderungen und Jagden mitnahmen, den Pemmikan. Die Beeren benutzten sie als Desinfektionsmittel für Wunden, zum Färben der Federn, Decken, Kleidung und Haare. Die immergrünen ovalen Blätter der Cranberry spielen in der Heilkunde keine Rolle.
Als im Jahre 1620 die europäischen Einwanderer im Herbst an der Küste von Cap Cod landeten, waren sie vom Hungertod bedroht. Die Ureinwohner Amerikas gaben ihnen das Wissen über die Cranberries weiter und halfen ihnen damit zu überleben. Nachdem die Pilgrim Fathers das erste harte Jahr überlebt hatten, bereiteten sie zusammen mit den Indianern ein Festmahl aus Truthahn, Cranberries, Kürbis und Maisbrot und feierten so 1621 das erste Thanksgiving als Erntedankfest. Sie nannten die Frucht "crane berries", Kranichbeere. Dank ihrer langen Haltbarkeit und dem hohen Vitamin C-Gehalt waren die Cranberries später ein beliebtes Nahrungsmittel bei langen Walfangreisen. Damit beugten die Seefahrer dem Skorbut vor.
Wer sich in älteren Heilpflanzenbüchern über Cranberry informieren will, muss unter Große Moosbeere oder Vaccinium macrocarpon suchen.
Anbau
Cranberries werden heute großflächig in den nordamerikanischen US-Bundesstaaten Wisconsin, Oregon und Washington angebaut. Bevorzugte Böden für den Anbau sind Moorböden. Geerntet wird von Mitte September bis Anfang November. Bei der trockenen Ernte werden mähdrescherähnliche Maschinen benutzt, welche vorsichtig mit ihren rotierenden Rechen die Beeren von den Stielen pflücken.
Bei der Nassernte werden die Felder bis zu einer Höhe von zirka 45 cm überflutet. Weil die Früchte große luftgefüllt Hohlräume haben, lösten sie sich von den Äste und gelangen an die Wasseroberfläche, wo sie nun gesammelt werden können. Die Felder sehen dann wie rote Flüsse aus. Cranberries, die nass geerntet werden, werden zu Saft verarbeitet.
Inhaltsstoffe
Die antibakterielle Wirkung der Cranberry ist bereits seit langem bekannt. Studien aus Frankreich und den USA belegen, dass Cranberries ein natürlicher Schutz gegen unerwünschte Bakterien bieten, wie sie auf den Schleimhäuten z.B. in der Mundhöhle, im Magen oder in den Harnwegen vorkommen können. Cranberry ist besonders reich an Proanthocyanidin des Typs A (PAC A).
Diese speziellen sekundären Pflanzenstoffe sind in der Lage, die Fimbrien, mit denen sich die Bakterien an der Blasenwand anheften, zu verkleben. Dadurch können diese nicht mehr an der Blasenschleimhaut andocken und werden beim nächsten Wasserlassen aus der Blase gespült. Das gilt auch für antibiotika-resistente Keime.
Anwendung
Von der Cranberry-Pflanze ist nur die Beere nutzbar. Sie ist reich an Vitaminen, vor allem Vitamin C, Antioxydanzien, Gerbstoffen und organischen Säuren; sie enthält Pektin, Phosphor und Zink.
Cranberry-Präparate können Tieren bei Appetitlosigkeit, Durchfall, Nierenbeckenentzündungen, Entzündungen im Mundraum und bei Magengeschwüren gegeben werden. Sie werden in Form von getrockneten Beeren, Pulvern, oder Cranberrysaft angeboten.
Mit Cranberrysaft haben wir begleitend zur Nierentherapie eine gute Unterstützung, er kann kleinen und großen Tieren ergänzend kurweise zur Tränke oder über das Futter gegeben werden.
Werden die Früchte oder der Saft rechtzeitig, möglichst vorbeugend genommen, werden durch den Anti-Haft-Effekt des Proantocyanidin A Infektionen vermieden. Eine bestehende Infektion ist mit Cranberry alleine nicht zu therapieren. Hier bieten sich die Kombinationen mit der europäischen Verwandschaft, also Bärentraubenblätter oder Heidelbeerblätter, an. Die Bärentraube, deren Blätter bei Nierenreizungen das Mittel der Wahl sind, ist kombiniert mit Cranberryfruchtpulver oder Cranberrysaft ein hervorragendes Therpeutikum. Als sanftes Mittel stabilisiert Cranberry den Heilerfolg nach überwundenen Entzündungen und kann auch über längere Zeit gegeben werden.
Cranberries gibt es als Frischsaft, als Fruchtmus, als Fruchtpulver und als getrocknete Früchte. Leider sind die Trockenfrüchte meist mit Zucker oder Sirup gesüßt. Durch das Süßen wird das Geschmacksempfinden geändert und die Sekretion der Verdauungssäfte reduziert. Das ist im therapeutischen Einsatz kontraproduktiv, abgesehen davon, dass die permanente Überzuckerung unserer Tiere bereits die Hauptursache vieler Stoffwechselstörungen ist.
Manfred Heßel, Dipl. Ökologie
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