Das "Tom und Jerry-Syndrom"
Die berühmten US-amerikanischen Zeichentrickfilme aus den 40er bis 60er Jahren handeln bekanntlich vom Kater Tom, der meist erfolglos versucht, Maus Jerry zu fangen. Tom ist sehr geräuschempfindlich und leicht zu erschrecken.
Was hat Ihre Katze möglicherweise mit dieser Cartoon-Katze gemeinsam?
Vielleicht die extreme Geräuschempfindlichkeit, sogar bis zum Umfallen? Kater Tom war allerdings nicht epileptisch, sonst hätte er die wilde Verfolgung von Maus Jerry nicht aufnehmen können …
Aber Spaß beiseite: Offenbar leidet eine beträchtliche Zahl Katzen an geräuschbedingter (audiogener) Epilepsie. An einem Syndrom, das bis dato in der Veterinärmedizin nicht bekannt war.
Symptome
Die Katze verhält sich merkwürdig, sobald sie bestimmte Geräusche wahrnimmt, wie beispielsweise das Knistern von Alufolie und Plastiktüten, das Klimpern von Münzen oder Schlüsseln, das Schlagen eines metallenen Löffels an einen Fressnapf aus Keramik etc. Je nachdem, ob der Krampfanfall „nur“ im Gehirn stattfindet oder aber den ganzen Körper betrifft, beobachtet man als Tierhalter unterschiedliche Symptome: Die Katzen können mit Muskelzuckungen im Gesicht oder in einzelnen Körperpartien reagieren, mit Kieferschlagen (abnormen Kaubewegungen) oder vermehrtem Kopfschütteln.
Fortschreitende Anfälle äußern sich in Pupillenvergrößerung, häufigem Miauen, nach „Fliegen“ Schnappen, unkontrolliertem Beißen bis hin zu minutenlangen schweren Krämpfen, Bewusstlosigkeit und/oder Harn- und Kotabsatz.
Ein Forscherteam um Mark Lowrie vom privaten Tierärztezentrum „Davies Veterinary Specialists“ in England untersuchte nun im Rahmen einer Studie 96 Katzen, die unter solchen geräuschbedingten Krampfanfällen litten. Befragungen der Tierhalter und die Untersuchung der Katzen selbst sowie die Erprobung von Epilepsie-Medikamenten an den betroffenen Tieren sollten Licht ins Dunkel bringen.
Es handelt sich offensichtlich um eine „neue“ Art Epilepsie, die den Namen FARS (Feline Audiogenic Reflex Seizures, durch Geräusche ausgelöste Reflexanfälle) trägt.
FARS
Die Anfälle treten meist bei älteren Katzen mit einem Durchschnittsalter von ca. 15 Jahren auf. Kater und Katzen sind gleichermaßen betroffen, das Geschlecht scheint keine Rolle zu spielen. Auch rassetypische Unterschiede gibt es nicht, bis auf eine Ausnahme: Birma-Katzen leiden etwas häufiger unter dem Syndrom. Jedoch ist ein Untersuchungsergebnis auffällig: Rund 50% der Katzen waren taub oder hatten zumindest Hörprobleme!
„Wie soll denn eine Katze, die sowieso nichts mehr hört, so extrem auf Geräusche reagieren können?“, werden Sie sich jetzt sicherlich verwundert fragen.
Das kann sehr wohl sein: Denn Katzen hören in anderen Frequenzbereichen als wir Menschen. Für sie sind Frequenzen bis 65 000 Hertz noch wahrnehmbar. Das entspricht sehr hohen Lauten, für uns Menschen „unhörbar“. Unsere obere Schallgrenze liegt bei etwa 15 – 20 000 Hertz.
Was bedeutet das für die kranken Katzen?
Die dominierenden tieferen Alltagsgeräusche können diese Katzen zwar nicht mehr wahrnehmen, die höheren, bis in den Ultraschallbereich hineingehenden Frequenzen hingegen schon – ausgelöst zum Beispiel durch die oben beschriebenen, ganz alltäglichen Handlungen des Menschen.
Und dabei beließen die Forscher es …
Nun gibt es ein probates Medikament mit dem Wirkstoff Levetiracetam, das die Anfälle zuverlässig unterbinden kann und übrigens ebenso bei Menschen gegen Epilepsie eingesetzt wird. Die Problemlösung wird – wie immer! – in der Verabreichung von Chemie gesehen.
Selbstverständlich soll jeder leidenden Katze so schnell wie möglich geholfen werden. Das steht außer Frage. Aber die Ursachen der Epilepsie sind nachgewiesenermaßen vielfältig.
Mögliche Ursachen
"[Anfälle können] ... durch Ursachen im Gehirn, wie z. B. Tumore, Missbildungen, Verletzungen durch Unfälle, Entzündungen, Sauerstoffmangelversorgung und unterschiedlichste Infektionen entstehen, aber auch Ursachen außerhalb des Gehirns, wie Mineralstoffmangel, Vergiftungen, Lebererkrankungen und Parasiten können epileptische Anfälle auslösen.“ (http://tierzentrum-gelnhausen.de/tierklinik/epilepsie/index.html)
Zum Stichwort Vergiftungen:
„Vergiftungen als Anfallsursache sehen wir bei Katzen wegen ihres meist wählerischen Appetits seltener als beim Hund. Trotzdem muss bei den Besitzern sorgfältig nachgefragt werden, ob die Katze nicht Zugang zu Pflanzen oder Medikamenten hat, die zu Anfällen führen können. Wir haben in diesem Zusammenhang Vergiftungen mit Frostschutzmitteln, Mäusegift, Insektiziden, Philodendron und Bux [[Buchsbaum, Anm. d. Red.]] gesehen.“ (http://www.kleintiermedizin.ch/katze/epilepsie/epilepsie3.htm)
Wie wäre es mit Zecken- und Flohmitteln als Vergiftungsmöglichkeit? Entwurmungsmitteln? Toxinen in Form von chemischen Zusatzstoffen, vergiftetem Getreide, minderwertigem Fleisch im Katzenfutter?
Warum werden hier aus tiermedizinischer Sicht diese regelmäßig und oft über Jahre verabreichten chemischen Mittel und industriellen Fertigfutter nicht als Causa einer Epilepsie in Erwägung gezogen?
Ebenso gibt es einiges zu Entzündungen im Gehirn, der Enzephalitis, zu sagen: Welcher Forscher, Tiermediziner oder Vertreter der Pharmalobby kann definitiv ausschließen, dass diese Gehirnentzündung als Folge von Impfungen auftreten könnte? Stattdessen kann man in einer Art Endlosschleife seine Profitgier befriedigen.
Dr. Frauke Garbers, Biologin
Quellen
http://tierzentrum-gelnhausen.de/tierklinik/epilepsie/index.html
http://www.kleintiermedizin.ch/katze/epilepsie/epilepsie3.htm
30.07.2017