Fasten fördert die Gesundheit

- und hält Hunde schlank

Fasten ist für viele Säugetiere jahreszeitlich normal, denken Sie an Winterschlaf. Bei Wölfen, die bis zu 4kg von einer Beute fressen, wechselt Überfressen immer mit Fasten ab, schließlich machen sie ja nicht jeden Tag Beute, aber wenn, dann hauen sie eben so richtig rein, denn sie sind von Natur aus Schlinger und Reißer, ihr Gebiss ist zum Kauen nicht geeignet.

Das kontinuierliche Nibbling an Trockenfutter, das permanent zur Verfügung steht, ist deshalb als nicht naturgemäß abzulehnen. Auch Futter, extra für den Kaubedarf des Hundes geschaffen, ist Nonsens. Dafür gibt es, wie in der Natur, rohe Knochen. Hunde haben keinen Kaubedarf und oft genug schlingen sie auch ganze Knochen ohne Schaden unzerkleinert hinunter.

Nagebedürfnis ist etwas anderes.Nagen ist unabdingbar, um das wertvollere Fleisch vom harten, weniger verdaulichen Untergrund zu trennen. Welpen üben das von klein auf an fressbaren und auch ungenießbaren Materialien.

Vorausgehendes Fasten eignet sich gut zur Futterumstellung. Zum Abnehmen, aber auch zur Entgiftung und zur Darmreinigung lasse ich also meinen Hund ein bis drei Tage fasten: Nur Nulldiät und Wasser zur freien Verfügung.

Den Hund bringt das nicht um. Probleme damit hat nur der Mensch. Er kann die Fastentage jedoch gut mit einer pflanzlichen Wurmkur verbinden wie in meinem Allergie-Buch „Allergien beim Hund“ beschrieben. Sie beruht auf der Kombination von pflanzlichen Abführmitteln mit natürlichen Enzymen.

Danach gehe ich zu individueller Rohfütterung über. Dabei reichen rohes Fleisch oder andere rohe Tiernebenprodukte und Gemüse, Obst oder Kräuter völlig aus. Es sollte, auch aus Kostengründen, kein reines Muskelfleisch sein, schließlich enthält ein Beutetier ja auch noch so allerhand andere Teile wie Innereien, Magen-Darminhalt, ja auch Fell und Klauen. Für alle Hunde, die abnehmen sollen, gilt: Reine Fleisch-Gemüse-Rohfütterung. Aber auch bei kleinen Rassen, bei denen die Kosten fürs Sattmachen ohnehin nicht so ins Gewicht fallen.

Nur bei großen Rassen oder Tieren, die zunehmen sollen, empfiehlt sich noch die Zugabe von Kohlehydraten in Form von Getreide: Gekochter Reis, überbrühte Haferflocken etc., sofern sie, was gar nicht so selten vorkommt, keine Allergie gegen Getreideeiweiß entwickelt haben.
Mit Hilfe des Getreides lassen sich alle anderen Zusätze leichter vermengen, ohne dass ich mich mit der Zerkleinerung des Fleisches zu sehr quälen muss. Außerdem wirkt ein kleiner Teil Getreide stabilisierend auf die Kotkonsis­tenz, weil es Wasser bindet und durch seinen Volumenanteil die Peristaltik anregt.

Sollten Sie feststellen, dass Ihr Hund auf Getreide mit Durchfall, Allergien,
Ekzemen, Hyperaktivität oder Übergewicht reagiert, können Sie diese Komponente getrost weglassen. Sie ist für einen Fleischfresser nicht lebensnotwendig.

Einzig und allein diese Kohlehydratträger müssen gegebenenfalls für den Hund gekocht, überbrüht, gepoppt oder wenigstens gut zerkleinert und eingeweicht werden, andernfalls werden sie unverdaut wieder ausgeschieden. Durch Kochen werden pflanzliche Zellwände und Enzymblocker zerstört.

So wird der Nährwert für Fleischfresser erst verfügbar gemacht. Kohlehydrate sind reine Sattmacher und können einen Teil der Energie des Fleisches ersetzen, nicht aber seine Proteine. Gerade deshalb sollten Sie für Adipositas-Hunde, also übergewichtige, sehr reduziert bis ganz weggelassen werden. Höchstens geeignet wäre etwas überbrühte Weizenkleie oder Leinsamenschrot, da diese kaum verdaut werden, aber die Verdauung anregen, wenn die Gefahr von Verstopfung besteht.

Natürlich können Sie auch Diätfutter in Tüten oder Dosen zum Schlankwerden fertig für ihren 4-Beiner kaufen. Wenn der Stärkeanteil niedrig ist, können die auch helfen, aber sie sind teuer, und es fehlt ihnen, wie allen Industrienahrungen an Frische, Enzymen, lebenden Bakterien und Biophotonen.

Nur Mut!

Haben Sie den Mut zu Fütterung in Eigenregie mit Komponentenfutter, das heißt ohne fertige Industrienahrung! Logisch sollte hierbei zum Abnehmen der Fleischanteil mager sein, und der Kohlenhydratanteil sollte ganz weggelassen werden. Fett sollte stark reduziert werden, aber auch übergewichtige Hunde brauchen für glänzendes Fell einen kleinen Anteil ungesättigte  Fettsäuren. Egal ob pflanzliches oder tierisches Fett, es gilt die Faustregel: Je flüssiger ein Fett, desto mehr wertvolle ungesättigte Fettsäuren hat es. Deshalb sind Fisch- oder Lachsöl so wertvoll, Geflügelfett ist besser als Rindertalg. Im Fleisch von Wildtieren befinden sich Fette mit mehr ungesättigten Fettsäuren als in dem von domestizierten Tieren. Fette sind für Hunde lebenswichtig und zu 95 % verdaulich, deshalb bei Übergewicht nur wenig, aber wertvolle geben.

Wie groß sollte der Gemüseanteil sein?

Einige Esslöffel, etwa 10 % der Ration, mischen Sie unter die vorher genannten Komponenten. Sie dienen als Ersatz für die vorverdauten Pflanzen im Beutetier. Bei Übergewicht, Verstopfung und guter Akzeptanz dürfen es bis zu 30% sein. Die Zerkleinerung ist deshalb so wichtig, da der Hund als Fleischfresser im Vergleich zum Pflanzenfresser nur einen kurzen Darm und damit eingeschränkte Kontaktzeit hat, um Vitamine aufzuschlüsseln. Auch seine Fresswerkzeuge sind nicht auf ausgiebiges Kauen ausgerichtet.

Im Gegenteil liegt es in der Natur des Wolfes und des Hundes immer noch, dass er schlingt, weil er schnell konsumieren muss, da sonst nicht nur Rudelmitglieder, sondern sogar artfremde Konkurrenten wie Bären, Kojoten, Füchse oder Greifvögel, beim Hund wohl eher die Hauskatze, ihm seine Nahrung streitig machen.
Die Menge an Grünzeug richtet sich nur nach der Akzeptanzgrenze Ihres Hundes. Ist er eher wählerisch, gibt man erst mal weniger, vielleicht 5% des Menüs, bei Übergewicht oder Verstopfung darf es bis über die Hälfte sein. Ziehen Sie preiswerte grüne und möglichst pes­tizidfreie Pflanzensorten vor. Auch ab und zu mal Obst, möglichst keine sauren Sorten. Das beste Grünzeug ist allerdings das vorverdaute Gras im Blättermagen von Wiederkäuern, falls man das besorgen kann.

Wenn Sie also regelmäßig Obst und Kräuter füttern, brauchen Sie keine Vi­taminpillen zu kaufen. Vitamine sind komplexe organische Moleküle, die selbst keine Energie liefern, aber lebensnotwendig sind für Nährstoffverwertung, Zellschutz und als Coenzyme für unzählige biochemische Abläufe.

Ist frisches Grünzeug im Winter nicht zur Hand, tun es auch eine gequetschte Knoblauchzehe, Algenmehl, getrocknete Kräutermischungen für Hunde (keine Pillen, keine Pellets), ein wenig Alfalfamehl oder reines getrocknetes bzw. aufgeweichtes Möhrengranulat. Oder portionsweise eingefrorene Kräuter aus dem Garten.

Durch Erhitzen, Trocknen, Lagern, Wässern werden allerdings viele Vitamine und Enzyme  zerstört, deshalb ist die frische Verabreichung immer die vorteilhafteste. Bei Übergewicht ist besonders Brennessel zu empfehlen, trocken oder frisch selbst gesammelt, ggf. auch als Tee, welche sie fein im Mixer zerkleinert beispielsweise der kleingeschnittenen Milz oder dem mageren Muskelfleisch unterrühren, welches sich für übergewichtige Hunde besonders eignet.

Ballaststoffe

Ballaststoffe sind für Patienten mit Adipositas (Übergewicht) und Verstopfung besonders hervorzuheben. Man versteht darunter unverdauliche Nahrungsbestandteile, im allgemeinen pflanzliche Faserstoffe und Gerüstsubstanzen, die für den Dehnungs- und Beförderungsreiz des Darmes eine wichtige Rolle spielen. Sie binden Wasser und Schadstoffe und ernähren Darmbakterien. Durch optimale Füllung wird die Muskulatur des Darmschlauches zu wellenartigem Zusammenziehen  und damit zur Weiterbeförderung des Speisebreis angeregt. Fehlt dieser Reiz durch Unterversorgung oder durch zu große Leichtverdaulichkeit, mit denen die Fertigfutterhersteller ja immer werben, bleiben zu viele Giftstoffe zu lange im Organismus. Ist der Darm zu überladen, wie bei Fettsucht, ist er überfordert, es kommt zu  Darmträgheit und Verstopfung.

Bei kommerziellem Trockenfutter wird die Darmfüllung oft durch zu viel schwer verdauliches Maismehlschrot und Zugabe von Zuckerrübenabfällen erreicht. Natürlicher für den Hund sind aber eher schwer verdauliche tierische Teile wie Sehnen, Faszien, Fell- und Hautteile, Knorpel, Horn, halt alles, was ein Schlachttier neben Muskelfleisch und Innereien noch so hat. Dies kommt der Ernährung eines Wolfes näher.

Übergewichtige Hunde dürfen großzügig mit diesen ballaststoffreichen Komponenten gefüttert werden wie auch Sehnen, Lunge, Knorpel etc., weil diese Teile auf Grund ihrer Schwerverdaulichkeit nicht sehr energiereich sind, andererseits aber den Magen füllen.


Dr. Vera Biber

Klaus-Rainer Töllner


Unsere Empfehlung bei Verstopfung

Empfehlenswerte Protein-Komponenten, solange Neigung zu Verstopfung besteht, sind frische Leber, Milz, Hirn, auch etwas Milch oder noch besser Sauermilch, Dickmilch aus Rohmilch oder Biojoghurt, die man auch ins Trinkwasser mischen kann, um dessen Aufnahme zu erhöhen. Bei Verstopfung und Übergewicht eignen sich als Pflanzenkomponente besonders zerkleinerte gequollene Algen.

Grundsätzlich führen alle Fette eher ab, sind aber natürlich bei Übergewicht nicht empfehlenswert. Sollte unser Patient auf Grund seiner Verstopfung schon das Futter verweigern, können wir es aber mit der Eingabe von etwas Paraffinöl versuchen, welches nicht resorbiert wird, also auch nicht dick macht, aber die Gleitfähigkeit des Darminhaltes erhöht. Sollte weder dies noch die oben genannte Diät zum Erfolg führen, ist der Besuch beim Tierarzt anzuraten.

Zum Schluss sollte nicht vergessen werden, darauf hinzuweisen, dass es auch bei Wassermangel zu Verstopfung kommen kann. Viele alte, behäbige Hunde trinken zu wenig, auch wenn es zur Verfügung steht, besonders bei Trockenfütterung. Im Rohfutter haben wir einen achtmal höheren Wassergehalt, auch deshalb ist es natürlicher und Wassermangel kommt hierbei nicht vor. Hunde sind von Natur aus eher Wenigtrinker, denn ihre Vorfahren leben vornehmlich in kalten Gegenden.

Aus oben Gesagtem ergibt sich, dass besonders energie­reiche Nahrungskomponenten wie Haferschleim oder fettes Fleisch, mit denen man ein untergewichtiges Tier wieder aufpäppeln würde, für adipöse tabu sind, mindestens bis sie Normalgewicht haben. Dazu gehört auch Bierhefe, die nämlich den Appetit anregt. Bei fettsüchtigen Tieren reicht eine einmalige Fütterung am Tag, bei Welpen und kachektischen Tieren sollte man dagegen mehrmals täglich anbieten. Es empfiehlt sich, kalorienarmes Futter, mindestens bis Normalgewicht erreicht ist, zu geben, Komponenten zum Abführen bis eine geregelte Verdauung ohne Anstrengung erreicht ist.

04.09.2017

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