Wildhecken an der Pferdeweide
Eine Hecke an der Weide ist ein wertvoller Lebensraum für viele Kleintiere, Insekten und Vögel. Es ist leichter, eine Wildhecke anzulegen, als eine Graswiese in eine Kräuterweide umzuwandeln. Eine Hecke dient als Schattenspender, als Windschutz und als Zusatzfutter.
Eine Wildhecke sollte blühen und fruchten, also Blüten, Laub, Beeren und Nüsse anbieten.
Sie ist zwar keine echte Alternative zur Kräuterwiese; aber Blätter, Knospen, Früchte und Rinden bieten auch eine große Vielfalt an Vitalstoffen, vor allem an Mineralien und Spurenelementen, die in den Gräsern nicht vorhanden sind. Zweige und Rinden laden zum Kauen und Nagen ein. Das gehört zum natürlichen Verhalten der Pferde und dient auch zum Abschleifen der Zähne. Das Benagen von Holz ist also keine dumme Angewohnheit. Bekommen die Pferde Äste mit Rinden angeboten, lassen sie meist die Balken in Ruhe. Wildhecken bieten Lebensraum für Vögel, viele Insekten und Spinnen, dadurch werden auch Kriebelmücken und andere Fliegen in Schach gehalten.
Wenn Sie eine Hecke anlegen wollen, sollten sie sich über den Platzbedarf im Klaren sein. Die Grenzen der Hecke zum Nachbargrundstück sind in den Bundesländern individuell geregelt, eine ständig gestutzte oder verbissene Hecke braucht weniger Platz, als eine sich frei entfaltende Hecke. Für eine schmale Hecke, die beidseitig genutzt oder beschnitten wird, genügen zwei Meter Breite. Große Wildhecken können sich bei freiem Wuchs drei bis fünf Meter ausbreiten. Meist wird die Breite, in der sich eine Hecke entwickeln kann völlig unterschätzt und dann ist der Rückschnitt mühsam.
Häufig wird mir die Frage gestellt, welche Pflanzen eigenen sich, welche sind für die Pferde nicht giftig? Es gibt viele für Pferdehecken geeignete Bäume und Sträucher, zuerst muss die Frage des verfügbaren Raums und dann die des Bodens geklärt sein.
Also welcher Untergrund liegt vor, ist die Weide eher nass oder trocken? Die Heckenwurzeln entnehmen Wasser und Nährstoffe nicht nur unterhalb ihres Pflanzenkörpers, Wurzeln können weit in die Weide hineinkriechen und in trockenen Jahren die Gräser zum Verdorren bringen.
Was kann man also alles anpflanzen?
Hier eine Auswahl:
Birke, Brombeere, Erle, Esche, Feldahorn, Feldulme, Haselnuss, Hainbuche, Hagebutte als Hundsrose und Apfelrose, Hartriegel, Holz-Apfel, Holunder, Himbeere, Johannisbeere, Kornelkirsche, Quitte, Sanddorn, Schlehe, Vogelkirsche, Weißdorn, verschiedene Weidenarten.
Dazu passen auch Obstbäume, besonders alte, robuste Obstbaumsorten. Es gibt auch dornenlose Brombeeren und Himbeeren, die man dazwischen pflanzen kann. Die bedornten Arten sind zwar wuchsfreudiger, machen aber beim Rückschnitt und Entsorgen der Ruten erheblich mehr Arbeit. Unsere Pferde stören die Dornen weniger.
Sie sehen, für die Wildhecke eignen sich viele einheimische Sträucher und Bäume. In trockeneren Bereichen pflanzen Sie eher Feldahorn, Brombeere, Holunder, Hasel, Heckenrose, Vogelkirsche, Wildapfel; nicht heimisch aber auch gut geeignet sind Apfelbeere und Felsenbirne.
Auf feuchten Böden mit guter Grundwasserversorgung eignen sich Weidenarten, Esche Weißdorn, Erle, Birke und Feldulme.
Schauen Sie sich direkt in ihrer Umgebung um, welche Sträucher und Bäume dort vorkommen, vielleicht finden Sie dort sogar Setzlinge oder Sie können sich Steckhölzer schneiden. Sie sind an Boden und Klima ihrer Region angepasst, mehr heimisch geht nicht.
Immer wieder sehe ich an Reiterhöfen und Pferdeweiden Eibe, Pfaffenhütchen oder Robine. Sie gehören nicht in die Reichweite von Pferden und sollten sich auch nicht in einer Hecke ausbreiten können. Robinenblätter und Blüten können zwar von Pferden gefressen werden, die Giftstoffe sind besonders in der Rinde und in den Samen. Wegen der rauen Borke schuppern sich Pferde aber gerne an Robinen, das kann dazu führen, dass offene Stellen und Wunden nicht mehr verheilen.
Schlehe, Sanddorn und Weißdorn sind wunderbare Feldgehölze, brauchen aber viel Platz und sie können sich auch durch ihre Früchte und durch Ausläufer auf der Weide ausbreiten. Sie können mit ihren bedornten Zweigen problematisch sein und z. B. auch Stiefel oder Schubkarrenreifen durchstechen und die Heckenpflege erschweren. Bei einer großen Hecke brauchen Sie für die Pflegemaßnahmen auch professionelle Werkzeuge.
Der Weißdorn ist eine wunderbare Schutzhecke, wie die Schlehe hat er mit seine Dornen eine hohe Oberfläche und hilft, Blitze, Spannungsfelder und Elektrosmog abzuleiten. Diese Magie wirkt auch in unserer Gegenwart.
Mit seinem frischen Grün, den Blüten und den vitaminreichen Früchten verzaubert er Frühling und Herbst.
Wenn Pferde begriffen haben, dass die Hecke anzuknabbern ist, dann müssen Sie sich weniger Gedanken um die Heckenpflege machen. Die Dornen von Weißdorn, Schlehe oder Sanddorn sind Sprossdorne, das heißt, die Knospen für das neue Jahr sind in einem Dorn vor Verbiss geschützt. Im Frühlingsaustrieb, entfalten sich aus dem Dorn Blüten und Blätter, jetzt haben die Pferde die Chance, die Hecke zu stutzen. Das funktioniert, Sie müssen ihre Pferde aber auch an die Hecke lassen.
Viele der genannten Gehölzarten lassen sich einfach durch Ableger oder Steckhölzer vermehren. In den ersten zwei, drei Jahren muss man die jungen Sträucher und Bäume noch vor dem Verbiss schützen; aber auch dann kann man immer schon einige Äste herausschneiden und verfüttern. Säen sie dazwischen Sonnenblumen und als Bienen- oder Schmetterlingsweide angebotene Wildblumenmischungen. Damit locken Sie zusätzlich Insekten und Vögel in Ihr neues Biotop.
Bei der Anlage einer solchen Hecke müssen Sie zwischen den Pflanzen großzügig Platz lassen, denn sie wachsen schnell und sollen sich später nicht gegenseitig behindern. Lassen Sie den Jungpflanzen also Luft, Licht und Raum zur Entwicklung, umso schneller wachsen sie. Die Zwischenräume füllen sich anfangs mit Beifuss, Brennnessel, Königskerzen, Hopfen und vielen anderen Kräutern, das kann man mit den genannten Wildkräutermischungen zusätzlich fördern; das sind alles Pflanzen, die Sie auch füttern können und über die sich ihre Pferde freuen werden.
Wenn Sie für eine Hecke keinen Platz haben, sind Gebüsch-Gruppen, die als kleiner Hain angelegt werden, eine schöne Alternative. Die Pferde gehen, wenn sie können, gerne ins Gebüsch, als Sonnen- oder Windschutz oder um sich vor Insekten zu schützen.
Aus Hainbuche, Holunder, Kornelkirsche, Weiden und Hagebutte lassen sich schöne Gruppen gestalten. In der Phase des Anwachsens schützt man sie mit großen Ästen und Gehölzschnitt. Egal ob sie eine Hecke anlegen oder eine Strauchgruppe pflanzen, es ist immer eine Bereicherung der Landschaft und eine ökologische Aufwertung ihrer Weide.
Manfred Heßel, Dipl.-Ökologe
30.09.2017