Summen und Brummen im Garten
Insektenfreundliche Pflanzen
Insekten sind interessante Naturbeobachtungsobjekte. Für viele Tierarten wie z. B. Vögel, Amphibien, Fledermäuse und Igel bilden sie die Lebensgrundlage. Ohne ihre kostenlosen Bestäubungsdienste würden wir kaum Obst im Garten ernten können. In den letzten 30 Jahren haben wir ca. 70 % der Insekten verloren, der Bestand der Schmetterling ist um 50 % gesunken.
Wenn Sie in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon die Insektenvielfalt fördern möchten, sollten Sie neben Nahrungspflanzen auch Schutz, Brutmöglichkeiten und Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten anbieten. Dies kann in Töpfen, Balkonkästen oder anderen Behältnissen erfolgen, Sie brauchen nicht unbedingt einen Garten.
Durch die Schaffung von unterschiedlichen Lebensräumen und eine vielseitige Bepflanzung wird eine hohe Anzahl und Diversität an Insekten angelockt. Meistens verfügt jeder Garten über unterschiedliche Standorte mit Bereichen in voller Sonne, Halbschatten, Schatten, trockenem oder feuchtem Boden und Mauerfugen. Diese werden von unterschiedlichen Pflanzen und Insekten bevorzugt.
Etwas wilde Ecken mit einem Haufen Baumschnitt, ein Komposthaufen, offene spärlich bepflanzte Erde, ein Steinhaufen, Gräser, eine kleine Sandecke, eine Brennnessel-Ecke (mit Wurzelsperre), trockene Stauden- oder Gräserstängel, aufgehängte Blumenuntertöpfe als Unterschlupf für Ohrenkäfer und Florfliegen oder ein Wildbienenhotel sind Brut- oder Überwinterungsplatz für verschiedene Insekten. Mit Balkonkästen und Töpfen oder Trögen können Sie ebenfalls unterschiedliche Lebensbedingungen bieten, indem diese auf der Nord- oder Südseite des Hauses stehen, mit einer durchlässigen oder lehmhaltigen Erdmischung gefüllt werden oder einfach nur mit lehmhaltigem Sand und einer kleinen Wasserschale versehen sind.
Geeignete Pflanzen finden sich sowohl bei den einheimischen als auch bei den nicht einheimischen Wildpflanzen. Wissenschaftliche Untersuchungen in Großbritannien kamen zu dem Ergebnis, dass eine Mischung aus einheimischen und fremdländischen Wildpflanzen zur höchsten Anzahl und Vielfalt der Insekten führt. Es gibt allerdings Insekten, die nur mit einer entsprechenden Futter- oder Nahrungspflanze überleben können. Wichtig ist ein möglichst über das ganze Jahr vorhandenes Futter- und Nahrungsangebot.
Das Angebot an Pollen und/oder Nektar ist in ungefüllten Blüten am größten, deswegen sollten diese in einem insektenfreundlichen Garten vorwiegend verwendet werden.
Geeignete Pflanzen für sonnige, nicht zu nährstoffreiche Standorte sind z. B. Zwiebelpflanzen wie Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokusse, Wildtulpen oder Traubenhyazinthen, sie bieten früh im Jahr das erste Futterangebot. Verschiedene Zierlauche, Herbstkrokusse und Safran blühen im Lauf des Jahres und ergänzen das Angebot.
Kräuter-, Gewürz- und Heilpflanzen wie Dill, Lavendel, Ysop, Bohnenkraut, Salbei, Rosmarin, Oregano, Thymian, Dost, Schnittlauch, Borretsch, Königskerze und Nachtkerze sind nicht nur für unser Essen interessant, Insekten mögen diese ebenfalls.
Bei den mehrjährigen oder kurzlebigen Stauden sind folgende Pflanzen zu empfehlen: Kartäusernelke, Malven, Witwenblumen, Skabiosen, Saatwucherblume, Fetthenne, Duftresede, Astern, Glockenblumen, Storchenschnabel, Katzenminze, Bergminze, Sonnenröschen, Prachtkerze, Duftnessel, Sonnenhut, Eisenkraut, Wiesensalbei, Steppensalbei, viele der Doldenblütler, nickendes Leimkraut, Nachtlichtnelke.
Einjährige Pflanzen wie Mohn, Lein, Ochsenzunge, Natternkopf, Levkojen, Ziertabak, Nachtbalsam, Wunderblume, Zinnie, Sonnenblumen und viele andere werden oft als Mischungen zur Aussaat angeboten.
Sträucher, Kletterpflanzen und Bäume bieten neben Pollen und Nektar auch Schutz und Überwinterungsplätze für Insekten: Salweide, Schlehe, Kornelkirsche, Weißdorn, Liguster, Beerenobst, Sommerflieder, mehrmals blühende ungefüllte Rosen, Geißblätter, Faulbaum, Clematis, Färberginster, Apfel, Blauraute, Bartblume.
Für schattigere Bereiche oder die Nordseite von Gebäuden eignen sich zum Beispiel Schneeglöckchen, Wohlriechendes Veilchen, Lerchensporne, hohe Schlüsselblume, kriechender Günsel, Knoblauchrauke, Blutweiderich, Bergenie, Astilbe, Mädesüß, Wiesenknopf, ausdauerndes Silberblatt, Nachtviole, Wasserdost, Schaumblüte, Baldrian, Waldglockenblume, Waldaster, Waldgeißbart, Efeu (Altersform).
Die Vielfalt an Pflanzen und Lebensbedingungen sorgt auch für ein Gleichgewicht zwischen Bestäubern sowie insektenfressenden und pflanzenfressenden Insekten z. B. Blattläusen und Marienkäferlarven.
Gärtnern Sie auf dem Balkon, dann haben Sie den Vorteil, das rege Insektentreiben direkt auf Augenhöhe beobachten zu können. Bepflanzen Sie einen Balkonkasten mit Lavendel, Hängethymian, Hängerosmarin, einer Fetthenne, einer Herbstaster und einer Prachtkerze. Dazwischen ein paar Zwiebelpflanzen und Sie haben neben dem kulinarischen Genuss ein mehrjähriges attraktives Angebot für Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge geschaffen. Für die Ost- und Nordseite können Sie mit Bergenie, großer Sterndolde, Storchenschnabel, Waldaster, kriechendem Günsel und wohlriechendem Veilchen die Insekten ebenfalls anlocken. Schneeglöckchen oder andere Zwiebelpflanzen eröffnen das Buffet. Eine schöne Wurzel oder ein Zweig und einige trockene Pflanzenstängel bieten in beiden Kästen Brut- und Überwinterungsplätze.
Wollen Sie ihren Rasen in eine Wildblumenwiese umwandeln oder eine größere Fläche mit Wildpflanzen anlegen sollten Sie den Boden ggfs. mit Splitt oder Sand abmagern, da ansonsten bevorzugt Gräser wachsen und die Blütenpflanzen verdrängt werden. Es gibt Anbieter mit regional typischen Wildpflanzensamen, die Sie mit mehrjährigen Wildstauden ergänzen können, sodass bereits im ersten Jahr ein schönes Bild entsteht. Verwenden Sie Saatmischungen mit sehr geringem oder gar keinem Grasanteil, die Gräser kommen auf unseren nährstoffreichen Gartenböden bzw. der torffreien Blumenerde auch von alleine.
Susanna Kreuels, Umweltschutz-Ingenieurin, leidenschaftliche Gartengestalterin und Gärtnerin
24.08.2022