Stärke, Zucker, Diabetes, Krebs
- auch bei unseren Hunden
Das haben wir mit unseren Hunden gemeinsam. Wir ernähren uns falsch, essen zuviel Stärke und Zucker, werden dick und zuckerkrank und füttern mit dem Zucker die Krebszellen und sterben an Krebs. Genauso ergeht es den Hunden.
Partner seit zigtausend Jahren
Mensch und Wolf sind schon vor 60 000 oder 70 000 Jahren, vielleicht noch viel früher, eine enge Verbindung eingegangen, eine Partnerschaft auf Gegenseitigkeit. Aus dem menschenscheuen Wolf wurde der Partner Hund, der sich dem Menschen eng anschloss, mit ihm gejagt und von dem gelebt hat, was sie gemeinsam erbeuteten: Fleisch und Fett und den Inhalt von Magen und Darm der Pflanzenfresser.
In den riesigen nördlichen Tundren und Kaltsteppen gab es während der letzten großen Eiszeit, die vor etwa 115 000 Jahren begann und bis vor 12 000 Jahren dauerte, nur wenig Stärke und Zucker zu ernten, also Wurzeln, Samen und Früchte. Sicher gab es im Herbst einige süße Heidel- und Preißelbeeren, Beerentraube und Moosbeeren, auch Haselnüsse. Daran haben sich Wölfe und Wildhunde, genauso wie die Menschen, gütlich getan. Diese Energielieferanten waren, zusätzlich zum Fett der Beutetiere, wichtig, um Winterspeck anzusetzen und so den Winter gut überstehen zu können.
Stärke gehörte nicht zum Nahrungsspektrum der Hunde
Stärke, also die Speicherform des Zuckers, wie sie im Getreide, der Kartoffel, in der Banane und vielen anderen Pflanzen, vor allem in vielen Früchten, Wurzeln und Knollen enthalten ist, gehörte also in der langen Entwicklungsgeschichte der Wölfe und ihrer Abkömmlinge, der Hunde, nicht zur täglichen Ernährung.
Erst als die Menschen sesshaft wurden, vor etwa 10 000 Jahren, kam mit dem Getreide die Stärke als Ernährungskomponente dazu, aber auch nur in den eng begrenzten Gebieten der frühen Bauernkulturen in China, Indien, Mesopotamien und Ägypten. Die meisten Menschen blieben aber bis in die Neuzeit Jäger und Sammler oder wurden zu Hirten und lebten genauso oder ganz ähnlich wie ihre Vorfahren, vor allem von Tieren, und ihre Hunde mit ihnen. Außerdem war Getreide viel zu kostbar, um es den Hunden zu füttern.
Futter der Wölfe: Das ganze Tier
Wölfe verschlingen, wenn sie eine Maus erbeutet haben, die ganze Maus mit Haut und Haaren. Und Hunde machen es genauso, wie ich mehrfach bei unserer Tinka, einer Schäferhündin, beobachten konnte. Die Maus ist ein vollständiges Lebewesen. Sie enthält alles, was ein Hund zum Leben braucht, inkl. Darminhalt, in dem immer auch ein kleiner Anteil Stärke enthalten ist.
Nicht anders war es in der langen gemeinsamen Geschichte.
Ein großer Teil von Magen und Därmen der Beutetiere, Teile der Haut, gehörten den Hunden. Fleischreste an Knochen, einen Teil der Sehnen und Bänder überließ man ihnen. Manchmal war die Beute viel zu groß, wie ein Mammut oder eine Gruppe Pferde, die man über einer Klippe gehetzt hatte, um sie vollständig verwerten zu können. Dann blieben den geschätzten Jagdgefährten nicht nur die Abfälle. Das ist alles lange her.
Was geht uns das heute noch an?
Wir haben in den letzten Jahrzehnten die Ernährung der Hunde auf den Kopf gestellt. Anstatt diese natürlichen Zusammenhänge zu beachten, wurde in den vergangenen 30 Jahren aus dem Fleischfresser Hund ein Stärkefresser gemacht.
In vielen Futtern, Trocken- oder auch Nassfuttern, ist der Anteil an Stärke aus Getreiden, also Reis, Mais, Weizen, Gerste oder anderen Körnern, auch aus Kartoffeln, Bananen und anderen Stärkelieferanten, extrem hoch – fast immer liegt er bei 30 % und manchmal bei bis zu 60 %.
Um die gefahrlos verwerten zu können, wären verschiedene Mutationen, u. a. an der Bauchspeicheldrüse nötig gewesen, die mehr Amylase und vor allem Insulin produzieren müsste, ohne zu ermüden. Der gesamte Organismus hätte sich verändern und der Tierfresser Hund zum Pflanzen- und vor allem zum Getreidefresser mutieren müssen. Für genetische Veränderungen, für Mutationen in einem solchen Umfang, ist so ein kleiner Zeitabschnitt viel zu kurz.
Insuffizienz des Pankreas ist die häufige Folge
Viele Hunde leiden inzwischen an Über- oder Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse und immer häufiger werden sie zuckerkrank.
In der Diagnose wird aber erstaunlicherweise – oder auch nicht – so gut wie immer auf die Fettverdauung angesprochen, also auf die fehlende Produktion von Lipasen. Es muss sofort auf alles Fett verzichtet werden. Die Überfütterung mit Stärke wird gar nicht erwähnt, stattdessen bekommt der Hundehalter ein sog. Diätfutter empfohlen oder auch gleich verkauft, in dem nicht weniger, sondern meist deutlich mehr Stärke enthalten ist, als er zuvor schon gefüttert hatte. So löst man heute Probleme.
Nun ist die Bauspeicheldrüse, also der Pankreas, ein kompaktes Organ, das insgesamt durch falsche Fütterung geschädigt sein kann, was sich auch in einer verringerten Lipaseproduktion äußern kann. Nur: Mit mehr Stärke als Diät löst man das Problem gewiss nicht.
So ist auch die Empfehlung „Huhn mit Reis“ oder „Lamm mit Reis“ für mich völlig unverständlich, auch wenn sie ständig als Patentlösung dargestellt wird. Reis ist reine Stärke, schlimmer geht’s nimmer.
Tierärzte sollten mal darüber nachdenken.
Die Bauchspeicheldrüse leidet still
Lange Zeit nimmt die Bauchspeicheldrüse die Überforderung hin und produziert fleißig Amylase, um so den hohen Anteil an Stärke im Futter in Zucker umzuwandeln - viel Zucker. Und nun ist der Zucker im Blut. Wohin damit? Zucker muss in die Zellen gelangen. Dazu gibt es das Hormon Insulin, das in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Viel Zucker, viel Insulin.
Zucker ist die reine Energie. Wird sie abgerufen, der Zucker also in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle, schnell verbrannt, wird die Energie für alle Körperprozesse frei, sei es für die Aktivitäten in der Zelle oder für Bewegung und Wärme. Für Hunde, die viel leisten müssen, kein so großes Problem. Wird der Zucker nicht abgerufen, wandelt ihn der Körper in Glykogen, eine Speicherform des Zuckers in den Muskelzellen und der Leber, und in Fette um. Das Fett wird für Notzeiten eingelagert.
Diabetes, eine Zivilisatose
Hört der Nachschub nicht bald auf, werden die Hunde fett und fetter und irgendwann sind die Langerhans’schen Inselzellen überfordert, sie produzieren nicht mehr genug Insulin, oder die Zellen verweigern die Aufnahme des Zuckers und werden insulinresistent. Das sind die beiden Formen der Zuckerkrankheit. Zivilisatosen kann man sie nennen. Der Hund wird zum Dauerpatienten.
Man muss also viel Stärke füttern und manchmal auch noch Zucker, der manchem Futter zugesetzt ist, um es schmackhafter zu machen, wenn man seinen Hund schnell zuckerkrank haben will. Ein Leiden für den Hund und ein teurer Spaß dazu.
Diese Zusammenhänge sind vom Menschen her bestens bekannt, und man kann täglich darüber lesen. Ist es da nicht erstaunlich, dass die Tierärzte nicht mal auf die Zusammensetzung der Futter schauen, die sie als Problemlösung anbieten?
Aufgeschlossen klingt gut
Nun ist die Stärke als Futterkomponente in hoher Dosierung an sich schon ein Problem; das wird aber noch einmal verschärft, wenn die Stärke aufgeschlossen ist. Beim Extrudieren entstehen sehr hohe Temperaturen, bei denen genau dasselbe passiert, wie beim Brotbacken oder Kartoffelkochen: Die Stärke wird durch die Hitze aufgeschlossen und damit leicht verfügbar.
Wer viel Stärke verkaufen will, kann „aufgeschlossen“ als gutes Werbeargument nutzen. Aufgeschlossen klingt ja immer gut. Aber ist es gut?
Wohl kaum, denn die Bauchspeicheldrüse kann die Verwertung nicht mehr verweigern. Das Angebot an aufgeschlossener Stärke erfordert mehr Amylase und mehr Insulin. Wäre sie nicht aufgeschlossen, gelangte viel davon in den Dickdarm, wo Stärke allerdings auch einigen Schaden anrichten kann, z.B. deshalb, weil sie hier Pilzen als Nahrung dient, die z.B., wie beim Hefeteig, Alkohol produzieren, der die Leber schädigt.
Warum wird denn überhaupt soviel Stärke in den Futtern verarbeitet? Die kann man doch ganz einfach reduzieren oder rauslassen.
Nein, das kann man eben nicht. Denn für den Extrudierprozess - und fast alle Futter sind Extrudate - braucht man ein Schmiermittel und das ist Stärke.
Fett macht fett?
Immer noch und eben auch bei Hunden wird das Märchen verbreitet, Fett mache fett und müsse aus dem Futter verschwinden. Genau das Gegenteil ist richtig.
Der Wolf gewinnt seine Energie normalerweise aus dem Fett seiner Beute, darauf ist er spezialisiert, nicht aus Stärke oder Zucker, und nur die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten brauchen unbedingt Glucose als Energielieferanten. Der Stärke- bzw. Zuckerbedarf ist deshalb, bezogen auf den Gesamt-Energiebedarf, sehr gering. So ist es auch bei unseren Hunden.
Wer die Bauchspeicheldrüse schützen will, egal ob Über- oder Unterfunktion festgestellt wurde oder ein Diabetes, sollte zuerst einmal Stärke und Zucker deutlich reduzieren oder darauf weitgehend verzichten, also auf Reis, Mais, Weizen, Gerste, Roggen, Nudeln, Kartoffeln, Bananen und Leckerlis aus diesen Stoffen, und das vor allem dann, wenn die Stärke auch noch durch hohe Temperaturen aufgeschlossen wurde, wie bei allen Extrudaten und auch einigen Presslingen.
Wenn Sie eine Diät durchführen müssen oder wollen, aber auch für die tägliche Fütterung, weichen Sie aus auf Gemüse und Kräuter oder auch Apfel- und Birnenschalen.
Stärke – Zucker – Krebs
Nun wissen Sie über den Zusammenhang mit Krebs immer noch nichts. Was hat denn Krebs mit Stärke und Zucker zu tun?
In der Humanmedizin und -ernährung wurde darüber aktuell in verschiedenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen berichtet. Es wird fleißig daran geforscht, z.B. in Aachen. Und vor einiger Zeit stand in der Süddeutschen Zeitung im Wissenschaftsteil ein Artikel mit der Überschrift: „Den Brustkrebs aushungern durch Zuckerentzug.“ Na endlich!
Die meisten Krebszellen unterscheiden sich grundlegend von normalen Zellen.
Sie stellen eine Urform des Lebens dar, eine Zellform, in der die Gewinnung von Energie ohne Sauerstoff, also anärob durch Vergären zu Laktat, der Milchsäure, gewonnen wird. Diesen Prozess nennt man Glykolyse. Krebszellen tun das auch dann, wenn ihnen Sauerstoff verfügbar ist. Sauerstoff ist für Krebszellen gefährlich bzw. tödlich.
Gesunde Körperzellen gewinnen den größten Teil der benötigten Energie, indem sie Glucose vollständig verbrennen zu CO2 (Kohlendioxid) und Wasser, dafür benötigen sie Sauerstoff. Deshalb atmen wir, die Hunde ebenfalls. Dieser Prozess heiß aerob, er spielt sich in den Mitochondrien ab. Nur in Ausnahmefällen, wenn Energie sehr schnell bereitgestellt werden muss, kann die Zelle ausnahmsweise auf anärobe Energiegewinnung umschalten.
Dieser anaerobe Prozess, wie er in Krebszellen üblich ist, hat einen gravierenden Nachteil: Er liefert nur 1/16 der Energie im Vergleich zur vollständigen, der aeroben Verbrennung.
Krebszellen benötigen also wesentlich mehr Zucker (Glucose) als normale Zellen, um ihren Energiebedarf zu decken, wenigstens 16mal soviel. Sie saugen die Glucose aus dem Transportmittel Blut regelrecht an. Darüber gibt es genaue Untersuchungen, die sog. Pet-Analyse.
Der hohe Zuckerbedarf der Krebszellen führt zu steigendem Appetit, ja Gier auf Zucker, und eine entsprechende Abhängigkeit des gesamten Organismus vom Zuckernachschub, der über den hohen Stärkeanteil in vielen Futtern gesichert ist. Das kann man bei vielen Hunden gut beobachten.
In den USA sterben laut Statistik heute bereits 70 % der Hunde an Krebs. Sollte das bei uns anders sein?
Haben Sie über dieses Thema schon einmal irgendetwas in einer Hunde-Fachzeitung gelesen? Nein? Auch die Futterhersteller tun so, als hätten sie von diesem Thema noch nie etwas gehört. Das passt doch gut zusammen.
Das Wichtigste über den Zusammenhang von Zucker, Stärke, Diabetes und Krebs wissen Sie nun. Stärke und Zucker sind aber nicht das Problem, sondern die Menge von beiden, die täglich in den Körper gelangt. Es ist eben wie mit allen Stoffen: Die Menge macht das Gift.
Wir haben daraus für unsere Hunde die Konsequenz gezogen: Einen Tag Frischfleisch, einen Tag Dose oder Wurst, einen Tag Trockenfutter. Das klappt prima. Nun machen Sie was aus diesem Wissen. Es liegt in ihrer Verantwortung.
Klaus-Rainer Töllner, Biologe
Literatur
Prof. Gerd Birkenmeyer, Kohlenhydrate, Glykolyse und Krebs, in "Praxis Magazin" 4/06 s. a.: Publikationsverzeichnis
www.tavarlin.de/pub.html, Dr. J.F. Coy
05.09.2017